• Berlin
  • Galeria Karstadt Kaufhof

Pleite der Signa Holding: Berlin sucht den Super-Investor

Wirtschaftsausschuss diskutiert Folgen der Signa-Pleite für Beschäftigte von Galeria Karstadt Kaufhof

Im Wirtschaftsausschuss wurde am Montag erneut die Zukunft der Warenhäuser der Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe (GKK) diskutiert. Diese waren auch in den Strudel der Pleite des Signa-Imperiums geraten. Um die Warenhäuser zu retten, vertraut der Senat auf ein altbekanntes Rezept: ein neuer Investor. Dieser ist zwar noch nicht gefunden, dennoch werden an ihn bereits hohe Erwartungen gestellt: Während Senatorin Giffey vage meinte, jeder neue Investor müsse sich »an bestimmte Bedingungen halten«, wurde Johannes Berentzen von der BBE Handelsberatung konkreter: Kapitalstark müsse der neue Investor sein, Einzelhandelserfahrung haben und eine langfristige Perspektive mitbringen.

»Wir warten gerade ab, welcher Investor da kommt«, erklärte Senatorin Giffey die Handlungsperspektive des Senats. Man habe deutlich gemacht, dass der Senat einbezogen werden wolle, bevor irgendetwas passiere. Wenn der GKK-Retter dann da ist, wird er die Warenhäuser aus der Krise bringen und ein zukunftsfähiges Konzept entwickeln müssen. Denn Warenhäuser haben eine Ankerfunktion für »vitale Innenstädte«, wie immer wieder betont wurde.

Aber Warenhäuser haben nicht nur eine Ankerfunktion und ziehen Konsument*innen in die Innenstädte, sondern stecken in großen Schwierigkeiten. Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Gebaren von Signa dazu beigetragen hat, die Kaufhauskette in die Pleite zu treiben. Mit überhöhten Mieten, die für die Gebäude in Signa-Händen gezahlt werden müssen, hat der Konzern zur wirtschaftlichen Schieflage der GKK beigetragen.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Johannes Berentzen von der BBE-Handelsberatung machte deutlich, dass dies nicht der einzige Grund für die wirtschaftliche Schieflage ist. Der rasante Anstieg des Onlinehandels sowie die Konkurrenz durch Shoppingcenter und Filialgeschäfte von Modemarken würden ebenfalls dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell in der Breite nicht mehr tragfähig sei.

Der Senat wolle die Warenhäuser halten, erklärte Senatorin Giffey. Und: Die Beschäftigten sollten die Sicherheit haben, dass der Senat alles dafür tue. Die GKK-Angestellten mussten tatsächlich nach drei Insolvenzen in den letzten Jahren erhebliche Unsicherheiten in Kauf nehmen. »Die Beschäftigten verzichten seit Jahren«, meinte Susanne Feldkötter, stellvertretende Landesbezirksleiterin von Verdi. Aber wegen der guten Jobs spricht auch sie sich für den Erhalt der Warenhäuser aus: »Wir brauchen Warenhäuser, in denen Beschäftigte tariflich beschäftigt sind.«

Während der Senat dafür auf einen Wunderinvestor hofft, brachte der Linke-Politiker Damiano Valgolio eine Kommunalisierung der Grundstücke samt Immobilien ins Spiel, um dann die Gebäude an die GKK zu vermieten. Damit stieß er auf wenig Gegenliebe. Volkseigene Betriebe seien nicht der Bezugspunkt des Senats und Warenhäuser immer privat gewesen, erklärte Giffey.

Für die Beschäftigten von GKK könnten all diese Fragen am Ende gar nicht so relevant sein. Wie der »RBB« berichtete, sind rund ein Drittel der in Berlin von den Karstadt-Schließungen Betroffenen bereits bei der Deutsche Rentenversicherung Bund untergekommen. Zumindest sie sind nicht mehr von alten oder neuen Investoren abhängig.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -