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Klimaschutz geht nicht ohne Geschlechtergerechtigkeit
Ambitionierte Klimapolitik muss auch Ausdruck der Solidarität mit Frauen und anderen marginalisierten Gruppen weltweit sein
An diesem Freitag wird auf der ganzen Welt der Internationale Frauentag begangen. Auch mehr als ein Jahrhundert nach dem ersten Frauentag bleibt der Kampf um Grundrechte weltweit relevant. Rechtliche Gleichstellung, körperliche Selbstbestimmung, gleicher Zugang zu Bildung und Chancen sowie ökonomische Gerechtigkeit – es mangelt nach wie vor an vielem. Auch beim Umwelt- und Klimaschutz erinnert uns der internationale Frauentag daran, dass die Klimakrise und männlich geprägte Machtstrukturen auf das Engste miteinander verknüpft sind. Die Folgen spüren die Schwächsten oft am stärksten.
Was bedeutet das? Global gesehen sind sowohl die Verantwortung für die Klimakrise als auch deren Auswirkungen sehr ungleich verteilt. Seit der industriellen Revolution haben insbesondere die wohlhabenden Staaten des Globalen Nordens – darunter auch Deutschland – einen Großteil der Treibhausgasemissionen verursacht und darauf einen großen Wohlstand aufgebaut. Die Auswirkungen der Klimakrise treffen jedoch schon heute diejenigen am stärksten, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Das zeigt sich nicht nur im Vergleich verschiedener Staaten, sondern auch innerhalb von Gesellschaften. In Krisenzeiten sind oftmals Menschen am stärksten betroffen, die ohnehin schon besonders verletzlich sind, beispielsweise von Armut Betroffene oder Menschen mit Behinderung oder durch Sexismus, Rassismus und Transfeindlichkeit Diskriminierte.
Olaf Bandt ist Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Der Klimawandel verstärkt an vielen Orten der Welt Krisen. Deswegen ist es besonders am Weltfrauentag wichtig, sich bewusst zu machen, dass eine gerechte Klimapolitik auch geschlechtergerecht sein muss. Hier seien nur einige Beispiele genannt: Untersuchung haben gezeigt, dass Mädchen und Frauen vielerorts bei Extremwetterereignissen einem größeren Risiko ausgesetzt sind. Das kann daran liegen, dass sie durch einen geringeren Bildungsgrad oder fehlenden Zugang zu Technologie nicht rechtzeitig gewarnt werden oder durch ihre Verantwortung gegenüber hilfs- oder pflegebedürftigen Familienangehörigen das Haus nicht schnell genug verlassen können. Zudem haben Frauen oftmals geringere Einkommen oder weniger Eigentum an fruchtbarem Boden. Das schmälert ihre Chancen, sich an schnell verändernde Umweltbedingungen anzupassen. Auch sind Frauen oftmals von der lokalen bis zur globalen Ebene in Entscheidungsgremien unterrepräsentiert, sodass ihre Interessen nicht berücksichtigt werden. Bei der vergangenen Weltklimakonferenz waren beispielsweise nur 34 Prozent der Delegierten und sogar nur 19 Prozent der Delegationsleiter*innen Frauen.
Gleichzeitig spielten in den letzten Jahrzehnten Frauen eine entscheidende Rolle in der globalen Umweltbewegung. Die erste afrikanische Friedensnobelpreisträgerin war die Kenyianerin Wangari Maathai, die 1977 das Green Belt Movement gegründet hat. Vor acht Jahren waren Klimaaktivst*innen auf der ganzen Welt erschüttert, als die indigene Umweltaktivistin Berta Cáceres aus Honduras wegen ihres Engagements ermordet wurde. Und heute erinnert Vanessa Nakate aus Uganda in zahlreichen Foren die Staatsoberhäupter an ihre Verantwortung beim Klimaschutz.
Wir sollten den Frauentag daher nutzen, uns daran zu erinnern, dass eine ambitionierte Klimapolitik auch ein Ausdruck der Solidarität mit Frauen und anderen marginalisierten Gruppen weltweit sein muss. Klimagerechtigkeit ist ohne Geschlechtergerechtigkeit nicht möglich. Dafür müssen wir unsere Perspektive auf die Klimakrise erweitern und sie mit all ihren sozialen und ethischen Verflechtungen betrachten. Wir müssen außerdem auf einen breiten und gerechten Zugang zu Entscheidungsprozessen pochen und dafür sorgen, dass die beschlossenen Maßnahmen für Klimaschutz globale Ungerechtigkeiten sowie die ungleiche Verteilung von Macht und Ressourcen nicht verschärfen, sondern bekämpfen.
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