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Total klimaschädlich: Konzern wegen fossiler Geschäfte in Kritik

Er soll die französische Klimastrategie unterlaufen und die Außenpolitik beeinflussen. Ein Untersuchungsausschuss widmet sich dem Energieriesen

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Energiekonzern Total Energies wird verdächtigt, durch die Erschließung und Ausbeutung von neuen Öl- und Gasvorkommen die offizielle französische Klimastrategie zu torpedieren. Außerdem soll er die Außenpolitik des Landes zum eigenen Vorteil beeinflussen. Darum hat der französische Senat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der seine Arbeit Mitte Juni mit einem Bericht und Vorschlägen für Maßnahmen abschließen soll.

Die Initiative für den Untersuchungsausschuss ging von der Fraktion der Partei der Grünen im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments, aus. »Die Strategie von Total steht in eklatantem Gegensatz zur Klimapolitik Frankreichs«, schätzt der Grünen-Senator Yannick Jadot ein. »Denn die Gruppe investiert weiter massiv in Öl und Gas, und dies trotz der Alarmsignale aus der Wissenschaft.«

Zwar verpflichtete sich der Konzern schon vor Jahren dazu, bis 2050 kohlenstoffneutral zu arbeiten. Dennoch hatte er im vergangenen Herbst angekündigt, in den nächsten fünf Jahren die Erschließung, Förderung und Verarbeitung von Öl und Gas nicht nur beizubehalten, sondern um jährlich zwei bis drei Prozent zu steigern. Noch am Mittwoch hatte der Konzern erklärt, sich am Erwerb einer Lizenz für die Suche nach Öl und Gas vor Südafrika beteiligen zu wollen.

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Dabei hat die Internationale Energieagentur bereits 2021 erklärt, dass neue Investitionen in Öl- und Gas-Infrastrukturen unvereinbar sind mit dem Klimaschutzabkommen des UN-Klimagipfels von Paris 2015. Seitdem hatten Präsident Emmanuel Macron und Vertreter der Regierung wiederholt versichert, Frankreich werde die erste Industriemacht sein, die auf fossile Energien verzichtet.

Der Chef der Total-Gruppe, Patrick Pouyanné, begründet die Konzernlinie damit, dass so die nötigen Mittel erwirtschaftet werden, um die Entwicklung der erneuerbaren Energien zu finanzieren.

»Wir haben eher den Verdacht, dass Total im Interesse seiner Aktionäre nicht auf die mit dem Öl und Gas sprudelnden Gewinne verzichten will«, meint der Grünen-Politiker Jadot und verweist darauf, dass der Konzern für 2023 einen Rekordgewinn von 20 Milliarden Euro ausweisen konnte. Dabei musste das Energieunternehmen einräumen, dass sein Umsatz mit Erdöl bis 2030 laut Hochrechnungen noch 30 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen wird – vor drei Jahren waren es 44 Prozent. Bei Erdgas ergibt sich für den Zeitraum sogar ein Wachstum von zwei auf 50 Prozent.

Die Untersuchungskommission des Senats soll sich aber nicht nur mit dem unzureichenden Klima-Engagement von Total befassen, sondern auch mit fragwürdigen Beziehungen des Konzerns zum Außenministerium und anderen Regierungseinrichtungen. Deren Kooperation und Fürsprache ermöglicht dem Energieriesen eine privilegierte Zusammenarbeit mit Regimen in Afrika und Asien, ungeachtet der gegen diese erhobenen Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen.

Ein drastisches Beispiel ist ein Pipelineprojekt, mit dem in Uganda gefördertes Erdöl quer durch Tansania bis zur Küste transportiert werden soll. Neben Umweltverwüstungen verloren viele Tausend Familien ihre Häuser und Äcker durch Enteignungen ohne gerechte Entschädigung. Fragwürdig ist auch das Projekt, im Landesinneren von Mosambik Erdgas zu fördern, per Pipeline zur Küste zu pumpen und dort für den Export nach Europa zu verflüssigen. Das Vorhaben wurde 2021 unterbrochen, weil die Baustellen durch islamistische Terroristen angegriffen wurden. Seitdem arbeiten Vertreter von Total und französische Diplomaten daran, dass das benachbarte Ruanda Truppen nach Mosambik schickt, um die Sicherheit der Baustellen zu gewährleisten.

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