Hufeisensiedlung in Berlin-Neukölln: Gedenktafel kehrt zurück

Initiative ersetzt entwendete Gedenktafel in der Hufeisensiedlung

  • Laura Meng
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Hufeisensiedlung in Neukölln wurde am Samstag eine Gedenktafel zur Erinnerung an die im Dritten Reich dort untergebrachten Zwangsarbeiter*innen neu eingeweiht. Die Initiative »Hufeisern gegen Rechts« hatte im April 2023 bereits einmal eine Gedenktafel errichtet, die jedoch am 9. Februar entwendet wurde. Einen Monat später steht jetzt eine neue Tafel.

Die von Bruno Taut entworfene Hufeisensiedlung war von Bau in den 1920er-Jahren an in der Hand einer gewerkschaftlichen Genossenschaft. Eine offenere Alternative zu den Mietskasernen, in denen Arbeiter*innen für gewöhnlich untergebracht waren.

»Das war eine Siedlung, die hauptsächlich von Gewerkschaftlern bewohnt war«, sagt Jürgen Schulte von der Initiative zu »nd«. Die Geschichte der Siedlung hat aber auch braune Kapitel. »1933 haben die Nazis versucht, die Siedlung zu besetzen, indem sie in jeder Straße Parteibüros und Heime einrichteten«, sagt Schulte.

Ende 1941 wurden zwei Baracken errichtet – zur Unterbringung sowjetischer und polnischer Zwangsarbeiter*innen. Als viele Handwerker an die Front mussten, sollten sie als Handwerkshelfer*innen dienen. Hier schliefen und aßen 18 Personen zwischen Ungeziefer auf engstem Raum. Insgesamt haben mindestens 100 Zwangsarbeiter*innen die Baracken durchlaufen.

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Am Samstag standen etwa 150 Anwohner*innen und Antifaschist*innen direkt neben dem Haus, das nun auf dem Grundstück der ehemaligen Baracken steht. Bahar Haghanipour (Grüne), Vizepräsidentin des Abgeordnetenhauses, und Roland Borchers vom Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit waren wie auch bei der ersten Tafeleinweihung vor Ort.

Die Initiative »Hufeisern gegen Rechts« hatte sich 2012 als Reaktion auf die Anschlagserie von Neonazis in Neukölln gegründet. Schulte schildert, dass es damals eine reale Angst gab, die Neonazis könnten den öffentlichen Raum übernehmen. Neben Brandanschlägen gehörten auch Hakenkreuz-Graffiti, Drohbriefe und Märsche zum Programm. Inzwischen ist die Lage ruhiger. Zwei Anwohner*innen erzählen, dass sie zwar immer noch mit Stickern und Graffiti zu tun haben, die würden sie jedoch einfach entfernen. Die Präsenz der Neonazis sei zurückgegangen.

Schulte schreibt das auch dem Wirken der Initiative zu. Er sieht Rückhalt in der Zivilgesellschaft: Nach dem Angriff auf die erste Gedenktafel seien so viele Spenden zusammengekommen, dass nun theoretisch Geld für zwei Reserve-Tafeln da wäre.

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