- Berlin
- Rechtsextremismus
Hufeisensiedlung in Berlin-Neukölln: Gedenktafel kehrt zurück
Initiative ersetzt entwendete Gedenktafel in der Hufeisensiedlung
In der Hufeisensiedlung in Neukölln wurde am Samstag eine Gedenktafel zur Erinnerung an die im Dritten Reich dort untergebrachten Zwangsarbeiter*innen neu eingeweiht. Die Initiative »Hufeisern gegen Rechts« hatte im April 2023 bereits einmal eine Gedenktafel errichtet, die jedoch am 9. Februar entwendet wurde. Einen Monat später steht jetzt eine neue Tafel.
Die von Bruno Taut entworfene Hufeisensiedlung war von Bau in den 1920er-Jahren an in der Hand einer gewerkschaftlichen Genossenschaft. Eine offenere Alternative zu den Mietskasernen, in denen Arbeiter*innen für gewöhnlich untergebracht waren.
»Das war eine Siedlung, die hauptsächlich von Gewerkschaftlern bewohnt war«, sagt Jürgen Schulte von der Initiative zu »nd«. Die Geschichte der Siedlung hat aber auch braune Kapitel. »1933 haben die Nazis versucht, die Siedlung zu besetzen, indem sie in jeder Straße Parteibüros und Heime einrichteten«, sagt Schulte.
Ende 1941 wurden zwei Baracken errichtet – zur Unterbringung sowjetischer und polnischer Zwangsarbeiter*innen. Als viele Handwerker an die Front mussten, sollten sie als Handwerkshelfer*innen dienen. Hier schliefen und aßen 18 Personen zwischen Ungeziefer auf engstem Raum. Insgesamt haben mindestens 100 Zwangsarbeiter*innen die Baracken durchlaufen.
nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.
-
/ Shoko BethkeBerlin: Mehr Gewalt von rechtsIn Berlin nimmt die Zahl politisch motivierter Straftaten zu
-
/ Karsten KrampitzBekennende Kirche: Stille Heldinnen in BerlinVor 90 Jahren gründeten Männer in Barmen die Bekennende Kirche, die an der Basis aber eine Frauenkirche war
-
/ Luise KrüpeWenn Nazis vor dem Schultor stehenSchülervertretungen fordern, zunehmend verbreiteten rechten Ideologien im Unterricht entgegenzuwirken
Die Initiative »Hufeisern gegen Rechts« hatte sich 2012 als Reaktion auf die Anschlagserie von Neonazis in Neukölln gegründet. Schulte schildert, dass es damals eine reale Angst gab, die Neonazis könnten den öffentlichen Raum übernehmen. Neben Brandanschlägen gehörten auch Hakenkreuz-Graffiti, Drohbriefe und Märsche zum Programm. Inzwischen ist die Lage ruhiger. Zwei Anwohner*innen erzählen, dass sie zwar immer noch mit Stickern und Graffiti zu tun haben, die würden sie jedoch einfach entfernen. Die Präsenz der Neonazis sei zurückgegangen.
Schulte schreibt das auch dem Wirken der Initiative zu. Er sieht Rückhalt in der Zivilgesellschaft: Nach dem Angriff auf die erste Gedenktafel seien so viele Spenden zusammengekommen, dass nun theoretisch Geld für zwei Reserve-Tafeln da wäre.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.