Klimabilanz der Bundesregierung: Schön gefärbte Untätigkeit

Nur aufgrund wirtschaftlicher Flaute kann die Regierung sich mit ihrem Klimakurs schmücken – und vertuscht damit die mangelhafte Verkehrsbilanz

  • Louisa Theresa Braun
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Darstellung des Bundesklimaschutzministers Robert Habeck (Grüne), seine Regierung sei hinsichtlich der Klimaziele »auf Kurs«, ist nichts anderes als Schönfärberei. Denn die Treibhausgasemissionen sind unter anderem aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung gesunken, wegen der weniger Energie nachgefragt wurde. Allerdings ist Postwachstum bislang leider kein Ampel-Ziel, im Gegenteil: Habeck will die Wirtschaft mit einem »Reformbooster« wieder ankurbeln – und sollte er damit Erfolg haben, würde das im Umkehrschluss die Klimabilanz wieder schwächen.

Klar, im Energiesektor konnte tatsächlich auch durch den Ausbau der erneuerbaren Energien CO2 eingespart werden. Vertuscht werden soll bei der frohen Botschaft aber offenbar, dass der Verkehrssektor, von Bundesumweltamt-Präsident Dirk Messner verniedlichend »Sorgenkind« genannt, seine Hausaufgaben überhaupt nicht gemacht hat: Hier wurde das Klimaziel um 13 Millionen Tonnen CO2 ganz klar verfehlt. Seit vier Jahren gibt es keine Verbesserungen, der Autoverkehr hat trotz des – offenbar zu teuren – Deutschland-Tickets sogar wieder zugenommen.

Kein Wunder, dass die Regierung die Pflicht zur Einhaltung der Sektorziele schlicht und einfach abschaffen will, um sich mit dem Problem nicht weiter befassen zu müssen. Nach bislang geltendem Klimaschutzgesetz müsste das Verkehrsministerium nun Sofortprogramme auf den Weg bringen. Das ist auch dringend nötig. Denjenigen, die an verkehrsbelastenden Orten leben müssen, ist mit Windrädern an der Nordsee auch nicht geholfen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.