Zwangsarbeit: Migranten in Berlin als Köche ausgebeutet

Die Ermittlungsbehörden durchsuchten zahlreiche Räume der der »Zwangsarbeit« beschuldigten mutmaßlichen Bande

Laut Staatsanwaltschaft waren 380 Beamt*innen von Zoll und Polizei an den Durchsuchungen beteiligt.
Laut Staatsanwaltschaft waren 380 Beamt*innen von Zoll und Polizei an den Durchsuchungen beteiligt.

Mit einer groß angelegten Razzia in Berlin und Brandenburg sind das Hauptzollamt und die Kriminalpolizei Berlin gegen eine mutmaßliche Schleuserbande vorgegangen. Die Staatsanwaltschaft erhebt gegen neun Beschuldigte den Tatvorwurf Zwangsarbeit.

Indische Spezialitätenköche lebten in Restaurantkellern

Den Angaben zufolge sollen die als Bande agierenden Beschuldigten den Opfern ihre Ausweise abgenommen haben, wodurch diese ihnen ausgeliefert gewesen seien. Die Geschädigten hätten dann bis zu 13 Stunden täglich arbeiten müssen und einen Lohn gezahlt bekommen, der bis zu 75 Prozent unter dem Mindestlohn gelegen habe. Außerdem seien die überwiegend aus Indien stammenden Geschädigten in überfüllten Arbeitnehmerunterkünften der Beschuldigten untergebracht gewesen. Dort sollen sie auf engstem Raum gelebt haben – mitunter auch in den Kellern der verschiedenen Restaurants, wie es hieß.

Neun Beschuldigte im Alter von 36 bis 66 Jahren stehen im Verdacht, in den vergangenen Jahren mindestens 20 Geschädigte als Spezialitätenköche für diverse Restaurants angeworben und arbeitsrechtlich ausgebeutet zu haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Insgesamt wurden 22 Orte, unter anderem acht Wohnungen der Beschuldigten und sieben Restaurants durchsucht. Zahlreiche Beweismittel, unter anderem diverse Speichermedien, Geschäfts- und sonstige Unterlagen, aus denen Beschäftigungsverhältnisse der Geschädigten hervorgehen, wurden sichergestellt. Verhaftungen wurden von der Staatsanwaltschaft nicht erwähnt.

Extreme Form der Arbeitsausbeutung ist selten

Die Ermittlungen führt die gemeinsame »Projektgruppe Arbeitsausbeutung« des Hauptzollamtes und des Landeskriminalamtes Berlins.

Nach Angaben des Berliner Beratungszentrums für Migration und Gute Arbeit (Bema), die im vergangenen Jahr rund 4000 Migrant*innen im Kontext mutmaßlicher Arbeitsausbeutung beraten hat, sind derlei extreme Fälle selten. 2023 betreute die Bema 49 Opfer von Zwangsarbeit und Menschenhandel. Von Zwangsarbeit spricht die Bema, wenn der Arbeitgeber durch Androhung von Gewalt, Nötigung oder Täuschung die Betroffenen in ein ausbeuterisches Arbeitsverhältnis zwingt. Mit dpa

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.