Bahnausbau in Berlin: Das Provisorium als Erfolg

Mehrere Dauerbaustellen der Bahn sollen 2024 fertig werden – auch die S21

Alexander Kaczmarek ist voller Optimismus: »2024 ist das Jahr der guten Botschaft«, sagt der Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im elften Stock des Bügelbaus des Berliner Hauptbahnhofs. Ein Viertel des Jahres ist schon vorbei, nun gibt es auf der jährlichen Pressekonferenz Informationen über die Bauprojekte der Bahn in der Region.

Noch im April soll das bereits seit Längerem fertiggestellte Dach am Regionalexpress-Bahnsteig des Bahnhofs Ostkreuz freigegeben werden, die Baustellen-Absperrungen endlich verschwinden. »So ein Bahnsteigdach kann schon viel ausmachen. Wenn Sie im Regen stehen und schlechte Laune bekommen, sind Sie vielleicht kein so grandioser Fahrgast mehr des öffentlichen Nahverkehrs«, sagt Kaczmarek. »Wir haben häufig Anlagen, die komplett dastehen, wo wir aber noch warten müssen, bis die Zulassung und Abnahme erfolgt ist«, sagt er auf die Frage, warum es hier so lange bis zur Freigabe dauerte. Der Personalmangel in diesem Bereich sei ein »wichtiger Engpass«.

Ende April soll auch mit mehrmonatiger Verspätung der obere Bahnsteig des Bahnhofs Potsdam-Pirschheide in Betrieb gehen, wo dann zusätzlich zur unten haltenden RB33 auch die RB22 halten soll. Die Wiederinbetriebnahme des ehemaligen Potsdamer Hauptbahnhofs als Turmbahnhof scheiterte an den nicht rechtzeitig fertiggestellten Fahrstühlen.

Im Sommer will die DB auch mit den Arbeiten am Bahnhof Berlin-Schöneweide fertig sein – sechs Jahre später als ursprünglich vorgesehen. Auch die parallel laufenden Arbeiten der BVG sollen dort im August abgeschlossen werden, dann sollen auch die Straßenbahnen aus Richtung Karlshorst wieder den Knotenpunkt erreichen. Der Bahnhofsvorplatz und das alte Bahnhofsgebäude werden aber noch länger einer Sanierung und Umgestaltung harren.

Kein Hebel, aber Bändchen

Bei ihr sei die Erkenntnis gereift, dass es viele kleine Stellschrauben gebe, an denen man drehen könnte, es aber »keinen Hebel gibt, den man umlegen kann«, um die Projekte zu beschleunigen, sagt Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) bei der Pressekonferenz am Freitag.

Aber Schreiner wird ein Bändchen durchschneiden können, und zwar am 14. Dezember. Dann soll die S15 ihren Betrieb aufnehmen. Im Zehn-Minuten-Takt sollen maximal vier Wagen lange Züge zwischen dem Hauptbahnhof und Gesundbrunnen pendeln, mit Zwischenhalt in Wedding. Möglich macht das die Fertigstellung des provisorischen Tunnelbahnhofs unter dem Europaplatz vor dem Bahnhofsgebäude.

Immer wieder wurde die Eröffnung des ersten Teilstücks der unter dem Namen »S21« bekannten Strecke verschoben, die dereinst eine zweite Nord-Süd-Strecke der S-Bahn werden soll. Ursprünglich hätte dieser Abschnitt, der auch einen Abzweig Richtung Westhafen am S-Bahnring umfasst, im Jahr 2006 in Betrieb gehen sollen.

Finanzprobleme und Baupfusch

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Zunächst sorgten die Berliner Finanznot und andere Prioritäten der Bahn für jahrelange Verzögerungen. Als der Bau schließlich begann, offenbarten sich massive weitere Probleme. Grundwasser in der Baugrube war eines davon. Noch gravierender war der festgestellte Baupfusch an den Fundamenten der Bahnbrücken über den Humboldthafen Richtung Friedrichstraße. Demnächst soll die Lösung vorgestellt werden, mit der der Bau des endgültigen S-Bahn-Tunnelbahnhofs am Hauptbahnhof tatsächlich umgesetzt werden kann.

Damit in einem Rutsch gebaut werden kann, will die Bahn offenbar warten, bis sie das Baurecht für die Weiterführung der Strecke bis zum Potsdamer Platz hat, wo sie in den bestehenden Nord-Süd-Tunnel aus den 1930er Jahren einfädeln soll. Im Dezember 2023 hatte der Senat den Auftrag dafür erteilt. Sehr zum Unmut eines Teils der Sinti-und-Roma-Community. Denn für die Bauvariante, die den Sicherheitsbedenken des Bundestagspräsidiums Rechnung trägt, werden einige Bäume im Umfeld des Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma gefällt werden müssen.

Der Bahn-Bevollmächtigte Alexander Kaczmarek schätzt, dass der Planfeststellungsbeschluss 2027 vorliegen könnte. Eine Inbetriebnahme könnte dann Anfang der 2030er Jahre erfolgen.

Wohin mit der Siemensbahn?

Dieser Zeitplan wirft die Frage auf, wo die stadtseitige Endstation der Siemensbahn bei ihrer Wiederinbetriebnahme 2029 sein wird. Eigentlich ist vorgesehen, dass sie von Gartenfeld über Jungfernheide und Westhafen zum Hauptbahnhof führt. Doch im provisorischen Bahnhof können nur Halbzüge und nicht Vollzüge mit acht Wagen halten, außerdem steht nur ein Gleis für den S-Bahn-Verkehr zur Verfügung. Damit dürfte ein Weiterbetrieb des Pendelzugs nach Gesundbrunnen ausgeschlossen sein.

Den Vorwurf, dass Alexander Kaczmarek als Teil der vielgescholtenen Bahn-Plüschetage die quälenden Einschränkungen der Baustellen nicht kennen würde, kann man ihm nicht machen. »Ich habe kein eigenes Auto. Ich fahre alles mit der Bahn oder mit dem Bus«, sagt er. Er sei froh, dass einige Baustellen »irgendwann gut« werden.

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