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16 Jahre Wartezeit: Handballerinnen wollen zurück zu Olympia

Die deutschen Handballerinnen gehen zuversichtlich wie lange nicht mehr ins Qualifikationsturnier in Neu-Ulm

Emily Bölk (M.) will endlich selbst zu Olympia. Bislang kennt sie nur die Geschichten ihrer Mutter.
Emily Bölk (M.) will endlich selbst zu Olympia. Bislang kennt sie nur die Geschichten ihrer Mutter.

An der Anziehungskraft Olympias wird in jüngster Vergangenheit immer häufiger gezweifelt. Zu sehr hat sich das Bild eines elitären Machtzirkels durchgesetzt, der sich angeblich ohne Sinn für finanzielle, soziale oder ökologische Nachhaltigkeit die Taschen fülle. Selbst Sportler verschließen sich nicht mehr der Kritik an der aktuellen Form der Spiele.

Der Traum von einer Olympiateilnahme hat bei ihnen aber kein bisschen Anziehungskraft verloren. All die geschundenen Knochen und vergossenen Freudentränen, ob von Hockey- oder Basketballspielerinnen, die sich zuletzt für die Sommerspiele in Paris qualifizierten, zeigten dies eindeutig. Ab Donnerstag wollen die deutschen Handballerinnen nachziehen, und auch sie können es kaum erwarten.

»Olympia ist ein Traum aller Athleten: die große Bühne, auf der alle Sportler aus allen Ländern zusammenkommen«, beschrieb Kreisläuferin Julia Behnke in Neu-Ulm ihre Gemütslage vor dem viertägigen Qualifikationsturnier. Rückraumspielerin Emily Bölk hat noch einen kleinen familiären Vorteil: »Meine Mutter war ja zweimal dabei. Mit ihren Storys bin ich aufgewachsen. Aber auch ich kenne Olympia leider nur aus Erzählungen.«

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Tatsächlich musste eine ganze Generation deutscher Handballerinnen seit der letzten Teilnahme 2008 ohne die Spiele auskommen. Nun aber ist die Hoffnung groß, dass es endlich wieder klappt. »Wenn ich nur an Olympia denke, ist direkt Gänsehaut angesagt. Den Traum wollen wir uns alle unbedingt erfüllen«, sagte Bölk am Dienstag.

Zum Auftakt treffen die Deutschen auf Slowenien. Am Samstag folgt Montenegro, bevor am Sonntag gegen Außenseiter Paraguay ein Pflichtsieg gefeiert werden soll. Die beiden besten Teams erhalten die letzten Tickets für Paris. Die Sloweninnen waren bei der WM 2023 nur knapp am Viertelfinale vorbeigeschrammt. Montenegro wurde Siebter, die Deutschen Sechste. Insofern haben die Gastgeberinnen die Favoritenrolle inne, die Olympiateilnahme aber längst nicht sicher.

Den größten Respekt hat das Team des Deutschen Handball-Bunds (DHB) vor Sloweniens Ana Gros. »Sie ist eine der gefürchtetsten Rückraumschützinnen Europas. Sie kann Spiele ganz allein entscheiden«, warnte Bundestrainer Markus Gaugisch, der das Team seit Montag gezielt auf die Sloweninnen vorbereitet. Zuvor hatte sich die DHB-Auswahl mit Kantersiegen über die Ukraine und Israel Selbstvertrauen geholt. Jetzt aber müssen sie mit mehr Gegenwehr rechnen.

Die einzige schlechte Nachricht der vergangenen Woche war die Verletzung von Spielmacherin Alina Grijseels. Die Genesung ihres Sprunggelenks entwickle sich laut Gaugisch »von Stunde zu Stunde. Ob es reicht, werden wir aber erst am Spieltag sehen.« Auch ohne die wendige Rückraumlenkerin habe der Bundestrainer Optionen entwickelt, meinte er, doch Gaugisch wird Grijseels nur ungern ersetzen wollen.

Grundsätzlich könne man nie genau planen, wie die Dinge ausgehen, »aber erwarten können unsere Fans, dass wir alles dafür tun werden, erfolgreich zu sein. Es ist das Highlight, auf das wir alle hingearbeitet haben«, so Gaugisch. Er habe mit diesem Team noch keine Trainingseinheit erlebt, aus der er unzufrieden herausgegangen sei: »Ich musste die Einstellung der Spielerinnen nie infrage stellen.«

Selbst Torhüterin Dinah Eckerle ist nach ihrer Babypause nun just für die Olympiaqualifikation zurückgekehrt. Olympia sei schließlich »das Größte, was man erreichen kann. Wir waren lange nicht mehr dabei, deshalb wird es höchste Zeit, das Ticket zu lösen«, sagte die 28-Jährige, der »eine gewisse Nähe zur Familie« extrem wichtig sei. Der DHB will ihr künftig sogar ein extra Hotelzimmer anmieten, damit Mann und Kind immer dabei sein können. »Man darf nicht nur über die Förderung des Frauensports reden, sondern muss auch etwas dafür tun«, begründete DHB-Präsident Andreas Michelmann die Maßnahme, die auch anderen Müttern in Zukunft angeboten werden soll.

Der DHB hat sich die lange etwas vernachlässigte Förderung seiner Frauenabteilung auf die Fahnen geschrieben. Eine erfolgreiche Olympiaqualifikation würde bei dem Projekt zusätzlich helfen. Schließlich kann der Verband dann mit einer höheren Fördersumme seitens des Bundes rechnen. Außerdem soll die größere mediale Sichtbarkeit bei Olympia dem Handballsport zu mehr Nachwuchs verhelfen.

Im Gegensatz zu den letzten internationalen Meisterschaften wird schon das Turnier in Neu-Ulm im Free-TV übertragen. Nach dem Auftaktspiel am Donnerstag (17.45 Uhr) bei Sport1 fällt die Entscheidung am Wochenende im Hauptprogramm der ARD. Für Michelmann, der zuletzt immer wieder die fehlenden TV-Übertragungen kritisiert hatte, »ein starkes Signal für den Frauensport«. Und eventuell für einige ganz junge Handballerinnen auch der Beginn neuer olympischer Träume.

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