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Armutsgefährdung bleibt hoch
Eine von fünf Personen ist von Armut oder Ausgrenzung bedroht
21,2 Prozent der Bevölkerung waren in Deutschland 2023 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das entspricht 17,7 Millionen Menschen. 17,5 Millionen waren es im Vorjahr. Die Werte haben sich also von 2022 bis 2023 kaum verändert. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit, basierend auf Zahlen der Statistik der Europäischen Union (EU) über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC).
Innerhalb der EU gelten Personen als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn auf sie mindestens eines von drei Kriterien zutrifft. Erstens: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze; das betraf in Deutschland 2023 14,3 Prozent der Bevölkerung. Zweitens: Ihr Haushalt ist von erheblicher materieller oder sozialer Entbehrung betroffen, das heißt, ihre Lebensbedingungen sind durch fehlendes Kapital deutlich eingeschränkt. So ging es 6,9 Prozent der Bevölkerung. Drittens: Die Person lebt in einem Haushalt mit geringer Erwerbsbeteiligung, der Haushalt ist also wenig oder nicht in den Arbeitsmarkt eingebunden. Das betraf 2023 9,8 Prozent der Bevölkerung.
Laut dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtverbands von Ende März leben momentan 16,8 Prozent der deutschen Bevölkerung in Armut. Auf Nachfrage zur Statistik der EU-SILC heißt es vonseiten des Paritätischen: »Die Erstergebnisse für das Jahr 2023 zeigen, dass Armut und soziale Ausgrenzung in Deutschland erschreckend weit verbreitet sind.« Eine wirkungsvolle Armutspolitik müsse den Mindestlohn auf 15 Euro anheben, mit einer Rentenform für höhere Alterseinkünfte sorgen und den Kinderlastenausgleich mit einer armutsfesten Kindergrundsicherung umbauen.
Dass es für die »viel zu hohe« Armustquote Umverteilung brauche, bestätigt auch der Sprecher der AG Arbeit und Soziales der Grünen, Frank Bsirske, gegenüber »nd«. Die politischen Mehrheiten dazu seien aber nicht in Sicht, so Bisrske. Pascal Kober, sozialpolitischer Sprecher der FDP, zweifelt dagegen die Glaubwürdigkeit der Studie an. Sie gebe nur eingeschränkt Auskunft über die reale Lebenssituation. Von der SPD meldete sich bis Redaktionsschluss niemand zurück. Für Heidi Reichinnek von der Linke-Bundestagsgruppe ist die Debatte exemplarisch für die Politik der Bundesregierung: »Wer Armut wirksam und langfristig bekämpfen will, muss Geld in die Hand nehmen.« Das werde von der Ampel vermieden, auch im Hinblick auf die Kindergrundsicherung.
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