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Zoran Milanović: Hansdampf in allen Gassen
Zoran Milanović will Kroatien nicht nur repräsentieren, sondern auch regieren
Der Mann ist restlos von sich überzeugt: Präsident Zoran Milanović will nicht nur Kroatiens Staatsoberhaupt sein, sondern am liebsten auch noch Premierminister. Darunter will es der 57-jährige Sozialdemokrat, der bereits von 2011 bis 2016 regierte, nicht machen.
Sein Ziel ist klar: Die rechtskonservative Kroatische Demokratische Union (HDZ) soll von der Macht verdrängt werden. Und wer könnte das besser besorgen als Milanović höchstpersönlich, der so auch noch die Demokratie vor »der schlimmsten Korruptionskrake« – gemeint ist die HDZ unter Premier Andrej Plenković – zu retten verspricht.
Mit dieser Bewertung der Konkurrenz liegt Milanović nicht ganz falsch. Doch die Mittel, die er nutzt, sind unfein. So outete er ohne deren Wissen schwule HDZ-Politiker. Sich selbst krönte er zum Spitzenkandidaten des von seiner SDP geführten Bündnisses »Die Flüsse der Gerechtigkeit kommen«. Dass ihn das Verfassungsgericht zurechtwies, konterte Milanović mit einer Kaskade an Beschimpfungen der Richter: »skrupellose Penner, Nagetiere, Gangster, Analphabeten«.
Milanović, dessen Amt ein vorwiegend repräsentatives ist, tritt nicht nur auf dem heimischen Parkett kräftig auf. Unter anderem spricht er sich zum Ukraine-Krieg für einen Frieden durch Verhandlungen aus oder wollte Schweden und Finnland nicht in der Nato haben. Bei den westlichen Verbündeten kommt das nicht gut an.
Gebracht hat das Milanović bisher wenig. Bei der Parlamentswahl am Mittwoch blieb der sozialdemokratische Gerechtigkeitsfluss bei 25 Prozent der Stimmen stecken, während die HDZ gewann. Doch Milanović denkt nicht ans Aufgeben. Nur wer mindestens 76 Mandate hat, könne die Regierung bilden, betonte er. Die muss die HDZ nun erst mal zusammenkriegen. Nach einem Wahlkampf mit absurden Zügen kommen auf Kroatien unruhige Zeiten zu.
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