Mieten in Hamburg verharren auf hohem Niveau

Studie geht von einem leichten Rückgang der Wohnpreise aus, aber die Nebenkosten sind stark gestiegen

  • Volker Stahl
  • Lesedauer: 3 Min.

Trotz einer weiterhin hohen Nachfrage steigen die Mieten auf dem freien Hamburger Wohnungsmarkt derzeit nicht. Im Vergleich zum Vorjahr verbilligten sie sich geringfügig – von 14,75 auf 14,58 Euro pro Quadratmeter. Im Hamburger Umland verteuerten sich die Mieten dagegen um 8,5 Prozent auf durchschnittlich 11,89 Euro. Diese Zahlen präsentierte der Profilkurs Geografie des Gymnasiums Ohmoor am Montag in den Räumen des Mietervereins zu Hamburg.

Das von den Elftklässler*innen des Niendorfer Gymnasiums ausgewertete Zahlenmaterial aus Wohnungsinseraten hatte das Internetportal »Immowelt.de« anonymisiert zur Verfügung gestellt. Die Schüler*innen analysierten rund 4000 Anzeigen und ergänzten das Material mit 200 weiteren frei zugänglichen Inseraten von anderen Immobilienportalen.

Bei ihren Recherchen fanden sie heraus, dass sich die Nettokaltmieten in 48 der 104 Hamburger Stadtteile reduziert hatten. Am teuersten ist weiterhin die Hafen-City. Die zentrale, exklusive und gut angebundene Lage am Hafen lassen sich Mietende zurzeit 21,01 Euro pro Quadratmeter kosten. Die 23 erfassten Wohnungen sind durchschnittlich 91 Quadratmeter groß und kosten netto kalt im Mittel 1928 Euro monatlich – das sind immerhin 12,8 Prozent weniger als im Jahr 2023. Wer dort wohnt, für den sollten allerdings die hohen Mieten kein Problem sein: Die Arbeitslosenquote beträgt dort nur 2,9 Prozent und das durchschnittliche Jahreseinkommen 93 206 Euro.

Teuer ist das Wohnen auch in Harvestehude (19,43 Euro), Borgfelde/Hammerbrook (18,74), Nienstedten (18,63 Euro), Othmarschen (18,50 Euro) und Blankenese (18,42 Euro). Am günstigsten lebt man derzeit auf der Veddel (6,87 Euro) und in Moorburg (7,30 Euro).

Laut Einschätzung von Ulf Schelenz vom Grundeigentümerverband Hamburg wird der Run auf freie Wohnungen nicht nachlassen: »Wir müssen leider davon ausgehen, dass der Wohnungsmarkt noch enger wird.« Schelenz erklärte dies mit dem unvermindert attraktiven Standort Hamburg, der anhaltenden Zuwanderung und dem fast zum Erliegen gekommenen Neubau.

Und noch eine schlechte Nachricht für die Mieterschaft: Auch wenn die Kaltmieten zurzeit eine Verschnaufpause einlegen, wird das Wohnen nicht günstiger. Petra Memmler, Geschäftsführerin des Landesverbandes der norddeutschen Wohnungsunternehmen, verwies in diesem Zusammenhang auf die zuletzt enorm gestiegenen Betriebskosten. Seit 2021 sind die Betriebs- und Heizkosten laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt um 43 Prozent gestiegen.

»Vermieterinnen und Vermieter können angesichts der hohen Abschläge, die für Heizung und andere Betriebskosten gezahlt werden müssen, einfach keine höhere Kaltmiete durchsetzen«, erklärte Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, die stagnierenden Kaltmieten. Bemerkenswert sei das stark geschrumpfte Angebot, das dem Geografiekurs zur Auswertung vorlag – eine Folge der in Hamburg derzeit historisch niedrigen Umzugsquote. »Wer in diesen Zeiten nicht umziehen muss, lässt es bleiben«, weiß Bosse aus der täglichen Beratungspraxis.

Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft erkennt angesichts der Mieterentwicklung der vergangenen Jahre eine Stadtflucht. Weil immer mehr Menschen keine bezahlbare Wohnung mehr fänden, zögen sie »notgedrungen ins Umland, wo dann die Mieten massiv anziehen«, kommentierte Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion.

In den angrenzenden Landkreisen Pinneberg, Segeberg, Storman, Lauenburg, Winsen und Stade waren die Mieten vor einem Jahrzehnt noch um ein Drittel günstiger als in der Hansestadt. Mittlerweile ist das Wohnen dort nur noch knapp 20 Prozent billiger. »In Hamburg fehlt es an Wohnraum. Wohnungssuchende weichen, sofern sie es mit ihren übrigen Lebensbedingungen vereinbaren können, auf das Umland aus. Dieser Verdrängung muss durch Schaffung neuen und Erhalt des vorhandenen bezahlbaren Wohnraums begegnet werden«, fordert Bosse.

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