Berlin: Deportations-Mahnmal beschmiert

Ein Denkmal für deportierte Jüd*innen wurde mit antiisraelischen Schriftzügen beschmiert

In Moabit wurde ein Mahnmal beschmiert, das an die Deportation von Jüd*innen aus der Levetzowstraße in NS-Konzentrationslager erinnert. Die Polizei wurde Anfang der Woche auf die Schriftzüge an dem Güterwaggon hingewiesen. Der Verein »Sie waren Nachbarn«, der über die Rolle Moabits in der Shoa aufklärt, spricht von einem antiisraelischen Inhalt der Parolen.

»Sie waren Nachbarn« ordnet den Angriff in eine Reihe ähnlicher Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit in Moabit ein. »Vergangene Woche gab es einen Brandanschlag auf das Rathaus Tiergarten«, sagt Vereinsvorstand Thomas Sch. zu »nd«. Laut Polizeimeldung wurden dort propalästinensische Parolen angebracht. Schon Ende des vergangenen Jahres wurde ein Schaukasten vor dem Rathaus zerstört. Dort habe der Verein eine Ausstellung zum Widerstand jüdischer Mitarbeiter*innen des Krankenhauses Moabit gestaltet, sagt Sch.

»Es kulminiert, es wird heftiger, das ist nicht zu übersehen. Wir sind bei uns im Kiez bemüht, dagegenzuhalten«, so Sch. Allerdings seien die Möglichkeiten des Vereins begrenzt und man sei ein »kleiner Haufen«. Trotzdem wollen die Aktiven bei »Sie waren Nachbarn« ihre Bildungs- und Aufklärungsarbeit verstärken. Der Verein habe zum Beispiel in einer Schulklasse in Tiergarten eine Veranstaltung mit einem Shoa-Überlebenden organisiert. »Das wollen wir weiter ausbauen, auch mit den Ausstellungen machen wir weiter.« Schon vor einigen Jahren habe »Sie waren Nachbarn« eine Audio-Tour konzipiert, über die Interessierte den Deportationsweg von Jüd*innen in Moabit nachvollziehen können.

Das Mahnmal in der Levetzowstraße stellt einen Güterwaggon als Symbol für die Deportationen dar. An der Stelle befand sich im NS ein Sammellager, von dem aus Jüd*innen in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. Das Sammellager wurde in einer Synagoge eingerichtet, die dort stand. Am 9. November findet an dem Ort jährlich eine Gedenkkundgebung statt.

Laut Mitteilung von »Sie waren Nachbarn« wurden die Schriftzüge »Fuck Israel« und »Free Palestine« an das Deportationsmahnmal angebracht. Die Polizei Berlin teilt mit, sie habe die Schriftzüge unkenntlich gemacht, macht aber keine Aussagen zum Inhalt der Schriftzüge. Nun ermittle der Staatsschutz.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.