Gaza-Krieg: Präzises Framing

Matthias Monroy zur Wortklauberei des israelischen Militärs

Mit klugen Worten die Deutungshoheit in politischen Debatten erobern: Dieses sogenannte Framing ist die Königsdisziplin von Regierungs- und Militärsprechern, auch in Tel Aviv. Am Sonntag haben israelische Raketen Dutzende Menschen in einem Flüchtlingslager in Rafah getötet. Der Angriff habe zwei ranghohen Hamas-Vertretern gegolten, behaupteten die Sprecher, und sei mit »Präzisionsmunition« erfolgt. »Präzise Geheimdienstinformationen« hätten zuvor belegt dass es sich um »legitime Ziele« gehandelt habe.

Israel verfügt mit dem in Deutschland aufgewachsenen Arye Shalicar über eine Geheimwaffe für derart einseitige und nicht nachprüfbare Narrative. Der Ex-Sprecher der israelischen Armee hat sich gegenüber Welt-TV auch zu den Toten am Sonntag in Rafah geäußert. Dies sei ein »guter Tag« gewesen, damit komme man dem Ziel näher, »die Palästinenser von ihrer eigenen Terror-Führung zu befreien«. Auch dies ein Wording, das in Deutschland bestimmte Erinnerungen wachrufen und den Krieg verdaulich machen soll.

Medien müssen ein solches Framing entlarven. Nicht alle von Israels Militär als »Terroristen« bezeichneten und getöteten Ziele waren Kämpfer, sondern auch Mitläufer oder Menschen, die für Hamas-Behörden gearbeitet haben. Die Inkaufnahme von bis zu 100 zivilen Opfern für einen hochrangigen Hamas-Angehörigen, wie eine Recherche kürzlich belegte, ist ein Massenmord. Der Krieg in Gaza ist keine »Befreiung«, sondern mutmaßlich ein Völkerrechtsverbrechen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -