Flughafen BER – unsterbliches Monster

Vertreter der Freien Wähler im Untersuchungsausschuss des Landtags gewann neue Erkenntnisse

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Kann der Flughafen BER in Schönefeld eigentlich noch negativ überraschen? Ja, er kann. Die Freien Wähler haben ihr Votum zum BER-Untersuchungsausschuss des Landtags abgegeben und sind damit »in Vorleistung gegangen«. Denn die übrigen im Landtag vertretenen Parteien haben das noch nicht getan.

Der Abgeordnete Matthias Stefke wertete jetzt die mehr als zwei Jahre Arbeit in dem Untersuchungsausschuss aus, der von der AfD beantragt worden war. Stefke sprach gleichzeitig als Betroffener. Denn er hat im Süden Berlins ein Wohngrundstück erworben, das von Fluglärm belastet ist, insbesondere in nächtlichen Stunden. Stefke erinnerte daran, dass sich vor zwei Jahrzehnten rund 4000 Privatkläger bemüht hatten, den Bau des Großflughafens zu verhindern. Schließlich hatte zuvor das Raumordnungsverfahren ergeben, dass Schönefeld der ungeeignetste Standort sei. Es sei damals »nicht gelungen, den falschen Standort zu verhindern«, resümiert Stefke heute.

Der Untersuchungsausschuss befasste sich mit 167 Einzelfragen unter anderem zu Fluglärm, Finanzierung, Baumängeln und staatlicher Aufsichtspflicht. Nicht nur die Standortentscheidung, auch der Bau sei ein »Desaster ohne Ende« gewesen, schätzte Stefke ein. Dazu gehöre, dass ein Ende der »massiven finanziellen Probleme« auch Jahre nach der Eröffnung im Oktober 2020 nicht absehbar sei.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik – aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin – ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Die Untersuchung erbrachte laut Stefke »interessante Erkenntnisse«, die mit Legenden aufräumen. Angeblich sei vor über 20 Jahren Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) von Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen und Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (beide CDU) überstimmt worden. »Dafür finden sich in den Unterlagen keine Anhaltspunkte«, sagte Stefke. Vielmehr sei erkennbar, dass Brandenburg sich für seine Zustimmung zum Standort Schönefeld entschädigen lassen wollte und Stolpe mit dem Ziel, »etwas herauszuholen«, extra nach Bonn gereist sei. »Das ist ihm letztlich nicht gelungen.«

Stefke widersprach auch der Ansicht, neue Flugrouten mit ganz anderen Betroffenen seien 2010 überraschend festgelegt worden. Damals verfügte die Flugsicherung, dass die Maschinen nach den Start 15 Grad abknicken sollen. Das Potsdamer Verkehrsministerium habe lange vorher gewusst, dass die Sicherheit dies erfordere. Etwas anderes »gibt die Aktenlage nicht her«, sagte Stefke. Es sei zutiefst fragwürdig, dass man »plötzlich so erstaunt tat«.

Genauso wenig konnte es laut Stefke überraschen, dass die Inbetriebnahme wenige Tage vor dem ursprünglich geplanten Termin im Mai 2012 abgesagt wurde. Dass der Landrat von Dahme-Spreewald seine Zustimmung angesichts der nicht funktionierenden Brandschutzanlage nicht erteilen würde, sei der Regierung nicht so kurzfristig bekannt geworden. Vielmehr habe das Verkehrsministerium in Kenntnis der Lage noch vier Wochen zuvor eine Arbeitsgruppe mit 14 Millionen Euro ausgestattet, um das »Monster Brandschutzanlage« doch noch zur Genehmigungsreife zu bringen, was aber scheiterte.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -