US-Außenminister Blinken: Volles Risiko

Die nächste Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg steht bevor

Der nächste Damm bricht: Angesichts der für die Ukraine prekären militärischen Lage mehren sich im Westen die Stimmen, die eine Freigabe gelieferter Waffen für den Einsatz gegen Ziele auf russischem Territorium fordern, vorneweg Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Mehrere Nato-Länder, darunter Großbritannien, Frankreich und der Neuling im US-geführten Pakt Schweden, wollen Kiew bereits freie Hand lassen. Die dem ukrainischen Militär auferlegte Beschränkung sollte das Risiko einer Eskalation des Konflikts zu einem Krieg mit direkter Beteiligung der Nato eingrenzen. Nun heißt es: Die Führung der Ukraine müsse selbst entscheiden dürfen, wie sie den Krieg am erfolgreichsten führt, der Schwanz mit dem Hund wedeln. Und für Kiew gibt es naturgemäß kein Limit bei der Beteiligung seiner ausländischen Unterstützer am Kampf gegen die russische Invasion.

So nähert sich die Entwicklung weiter dem großen Krieg in Europa, vor dem Michail Gorbatschow so dringlich wie ungehört gewarnt hatte. »Kein Kreml-Chef kann so etwas ignorieren«, kritisierte der letzte UdSSR-Staatschef bereits 2015 im »Spiegel« die Nato-Expansion nach Osten. »Ein solcher Krieg würde heute wohl unweigerlich in einen Atomkrieg münden«, schlug Gorbatschow, der für ein »gemeinsames europäisches Haus« eingetreten war, Alarm. Doch heute wollen Falken All-In gehen, wischen die »roten Linien« des Kreml als Bluff beiseite, berufen sich heuchlerisch auf das Völkerrecht. Russland mit Gewalt zum Einlenken zwingen zu können, ist eine tödliche Illusion. Wie hoch gespielt wird, zeigte jüngst der Angriff gegen die Radaranlage Armawir des russischen Frühwarnsystems zur Erkennung von anfliegenden US-Atomraketen. Im Interesse der Ukraine und Europas kann es keine militärische, sondern nur eine politische Lösung des Konflikts geben.

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