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Haftbefehl gegen Lars Windhorst
Ex-Hertha-Investor legt Widerspruch ein
Sein erstes Unternehmen gründete Lars Windhorst noch vor dem Abitur. Vielen wurde der einstige Vorzeige-Jungunernehmer als Investor beim Berliner Fußballverein Hertha BSC bekannt. Seine Anteile musste er allerdings 2023 verkaufen. Nun sorgt er erneut für Schlagzeilen: Das Amtsgericht Hannover hat Haftbefehl gegen ihn erlassen, nachdem er nicht zu einem Gerichtstermin erschienen war. Dagegen hat Windhorst Widerspruch eingelegt.
Bei dem Gerichtsverfahren ging es um die Insolvenz seiner Firma Projekt Ihmezentrum Hannover (PIZ) GmbH, der das »Ihme-Zentrum« in Hannover gehört. Das Einkaufszentrum gilt vielen Menschen als Schandfleck, der mit seiner leer stehenden 60 000 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Ladenpassage seit Jahren vor sich hin gammelt. Die 850 Eigentumswohnungen in einem Teilbereich des Komplexes gelten hingegen als attraktiv.
Entstanden war der Monsterbau 1975, gerühmt von Planern und der kommunalpolitischen Ebene als »Stadt in der Stadt«. Anfangs gut vom Publikum angenommen, verloren die Läden und Märkte immer mehr an Anziehungskraft. Die Unternehmen verließen das Zentrum. Es wurde zur Geisterstadt, die Eigentümer wechselten mehrmals, nicht ohne teils hochtrabend klingende Pläne zur Wiederbelebung des Ganzen vorzubringen.
Das tat auch Lars Windhorst. Er hatte im März 2019 83 Prozent des Zentrums erworben. Bei der Stadt war man erwartungsvoll, doch die Verwaltung erinnert enttäuscht: Windhorst habe seinerzeit den größten Teil der Immobilie mit der Absicht übernommen, sie zu modernisieren und als attraktives Mietobjekt zu entwickeln. Die Stadt hatte dem Unternehmer daraufhin garantiert, mit Abschluss der Renovierung ab Mitte 2023 rund 24 000 Quadratmeter Büroflächen für 20 Jahre anzumieten – für 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Diese Zusage, so Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne), war an einen kontinuierlichen Baufortschritt sowie den Abschluss von Mietverträgen mit Dritten für die derzeit leer stehenden Einzelhandelsflächen gebunden.
Onay dazu 2023: »Leider müssen wir feststellen, dass es den notwendigen Baufortschritt im Ihme-Zentrum nicht gibt. Lars Windhorst hat keine seiner Zusagen eingehalten; entsprechend ziehen wir nun die Konsequenzen und kündigen den Mietvertrag.« Dieser Schritt ergebe sich aus dem mangelnden baulichen Fortschritt. Auch die vertragliche Verpflichtung, bis Ende 2021 zumindest 9000 Quadratmeter Gewerbeflächen im Sockelbereich zu vermieten, sei von Windhorst nicht ansatzweise erfüllt worden. Der OB stellte dazu fest: »Bislang sind aus den Versäumnissen Strafzahlungen in Höhe von 3,6 Millionen Euro fällig geworden. Diese konnten zum überwiegenden Teil von der Landeshauptstadt eingetrieben werden. Für den ausstehenden Teil wurden bereits Zwangsvollstreckungsmaßnahmen eingeleitet.« Im August 2023 hatte die Stadt Insolvenzantrag gegen die PIZ gestellt.
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