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Lehrlinge für Hotelküchen gesucht
Für 6000 bislang unversorgte Bewerber sind in Brandenburg noch 7300 Ausbildungsplätze frei
Ursprünglich wollte Kai Linke studieren. Doch er hat sich anders entschieden, ist von der Schule abgegangen und macht jetzt im Inselhotel Potsdam-Hermannswerder eine Ausbildung zum Koch. Linke ist im zweiten Lehrjahr und der einzige Lehrling in der Hotelküche. »Mir gefällt es sehr gut hier«, versichert der 18-Jährige. Dass er Koch werden will, hat er bei einem Praktikum herausgefunden. Nicht jeder möchte an sieben Tagen in der Woche einsatzbereit sein, noch spät abends und auch sonn- und feiertags arbeiten. Kai Linke ist diese Anforderung bewusst. Er hat kein Problem damit.
Ein Problem haben aber Hotels und Gaststätten in Brandenburg. Sie suchen dringend Personal, insbesondere auch Köche. Da sind jetzt noch viele Ausbildungsplätze frei. Auch Einzelhandelskaufleute und Verwaltungsfachangestellte sind sehr gefragt, ebenso Industriemechaniker. Dabei unterscheidet sich die Tätigkeit eines Industriemechanikers nicht wesentlich von der eines Kfz-Mechatronikers. Vor allem Jungs wollen heute immer noch gern an Autos herumschrauben. Das ist einer der beliebtesten Berufe. Es gebe aber acht ähnliche Berufe, versucht Ramona Schröder, Interessenten umzulenken. Die Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur nennt als Beispiel den Beruf des Mechanikers für Solaranlagen. Das sei eine Tätigkeit mit Zukunft, sagt Schröder, als sie am Mittwoch im Inselhotel über die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt informiert.
Der Termin ist passend gewählt. Am Dienstag haben in Brandenburg 20 140 Zehntklässler ihre letzten Prüfungen absolviert, am Mittwoch ist der letzte Termin, an dem 10 500 Abiturienten ihre schriftlichen Prüfungen nachschreiben können. Ein großer Teil von ihnen steht jetzt vor der Entscheidung, mit welcher Ausbildung es für sie weitergehen soll.
»Wir wollen den Jugendlichen den Weg in die Berufswelt erleichtern«, beteuert Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD). »Brandenburg ist ein Land voller Chancen. Hier lässt es sich gut arbeiten, gut leben.« Die Zahl der Ausbildungsplätze ist allerdings im Vergleich zum Vorjahr um 700 gesunken. Nur noch 13 000 freie Lehrstellen sind der Arbeitsagentur seit Dezember gemeldet worden. Trotzdem brauchen sich die Schulabgänger keine allzu großen Sorgen machen. Es müsste sich für jeden etwas finden. Denn statistisch kommen auf 81 Bewerber 100 Ausbildungsplätze. Die Arbeitsagentur wusste im Dezember von 10 500 Bewerbern. 6000 von ihnen haben seither noch nichts gefunden, es sind aber noch immer 7300 Lehrstellen frei. Da sieht es in Berlin anders aus: Dort stehen für 10 042 unversorgte Bewerber lediglich noch 8318 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
»Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Ferien!« So appelliert Agenturchefin Schröder. Ganz so eng sieht es Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) nicht. Für ein Praktikum, nach dem sich die Jugendlichen für einen Beruf entscheiden könnten, würde er eine Ausnahme machen. Die 14 Tage seien dann noch zu verkraften, bis ein Lehrvertrag unterschrieben werde – und da gibt ihm Agenturchefin Schröder recht. Die Botschaft soll nur lauten, sich jetzt zu kümmern, wo die Auswahl noch groß sei. Mit jeder Woche zögern werde sie kleiner.
Dass die Betriebe weniger Lehrstellen angeboten haben als früher, bereitet dem Wirtschaftsminister etwas Sorge: »Damit ist Aufwand verbunden.« Die Investition in den Nachwuchs zahle sich erst später aus, räumt der Politiker ein. Er bedauert, dass Programme zur Belohnung von Betrieben, die mehr Lehrlinge einstellen, mit dem Ende der Corona-Pandemie ausgelaufen sind. Das sei »unglücklich«. Denn diese Programme seien nicht nur in der Krise hilfreich. Für ausreichend Ausbildungsplätze zu sorgen, sei eine »Daueraufgabe«. Nur Frankfurt (Oder) ist in dieser Frage zuletzt stabil gewesen. In allen anderen Regionen des Bundeslandes gibt es weniger Lehrstellen als vergangenes Jahr. Mit einem Minus von neun Prozent ist der Rückgang in Cottbus besonders ausgeprägt. Bedauerlich ist der Mangel an Ausbildungsplätzen für Fachinformatiker, dort gibt es landesweit nur 70 Stellen, aber 500 Interessenten.
Beraten werden Jugendliche und ihre Eltern bei den Jugendberufsagenturen, aber auch an einem Bus, der bis zum 21. September durch Brandenburg tourt. Zunächst wird der Bus am 8. Juni von 10 bis 18 Uhr bei den Ostseespielen in Cottbus Station machen.
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