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Der lange Weg von Unions Fußballerinnen in die 2. Bundesliga

Die Frauen von Union Berlin wollen ihre perfekte Regonalligasaison krönen

Startpunkt einer perfekten Saison: Dem 6:1 gegen Hertha BSC folgten für Unions Frauen um Dina Orschmann (r.) 21 weitere Siege.
Startpunkt einer perfekten Saison: Dem 6:1 gegen Hertha BSC folgten für Unions Frauen um Dina Orschmann (r.) 21 weitere Siege.

Gerade mal drei Minuten war die Saison alt, als das erste Tor fiel: Hertha BSC – 1. FC Union Berlin 1:0. Doch Ailien Poese sollte Recht behalten. Mitte August, kurz vor dem Start der Spielzeit in der Regionalliga Nordost, hatte die Trainerin von Unions Fußballerinnen im »nd«-Gespräch mutig angekündigt: »Wir wollen jedes Spiel gewinnen.« Die Kickerinnen aus Köpenick kassierten vier weitere Gegentreffer – in der gesamten Saison! Bei einem Torverhältnis von 145:5 erreichten die Berlinerinnen zehn Monate später mit 22 Siegen in 22 Spielen das Optimum.

Henstedt-Ulzburg souverän

Poese hatte aber damals schon weitergedacht. Weil das ausgegebene Ziel, der Aufstieg in die 2. Bundesliga, nur über die Relegation zu erreichen ist, will sie mit ihrem Team zwei weitere Spiele gewinnen. An diesem Sonntag ist es so weit: Zum Hinspiel empfangen Unions Frauen den SV Henstedt-Ulzburg in der Alten Försterei. Ähnlich souverän wie die Berlinerinnen, holten die Fußballerinnen aus Schleswig-Holstein bei nur einer Niederlage den Meistertitel in der Regionalliga Nord.

Lisa Heiseler weiß, wie man Tore schießt – auch gegen Henstedt-Ulzburg. Vor sieben Jahren brachte sie die Berlinerinnen in Führung, die Duelle gegen den damaligen Ligakonkurrenten aber gingen mit 1:4 und 0:4 verloren. Der 1. FC Union stieg aus der 2. Bundesliga ab. Heute führt die 25-Jährige die »Eisernen Ladies«, wie das Frauenteam im Verein genannt wird, als Kapitänin an. Mit 23 Treffern trug die Mittelfeldspielerin Maßgebliches zum Meistertitel bei. Von »großer Vorfreude im ganzen Team auf die beiden Spiele« berichtet Heiseler Anfang dieser Woche. Man glaubt es ihr sofort, wenn man dabei das Strahlen in ihren Augen sieht.

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Dass es diesmal anders läuft gegen Henstedt-Ulzburg, daran zweifelt niemand beim 1. FC Union. Schließlich hat sich in Köpenick viel verändert. Seit dieser Saison spielen erstmals auch die Frauen professionell Fußball. Für Heiseler, die mittlerweile seit zwölf Jahren im rot-weißen Trikot spielt, ging damit ein Traum in Erfüllung. Ihre Ausbildung als Physiotherapeutin hat sie noch beendet, »seit dem Sommer 2023 bin ich Profifußballerin«, erzählt sie, wieder mit strahlendem Blick. Einen »Riesensprung« machte das Team laut Trainerin Poese nochmal im Frühjahr mit dem Einzug in das neue »Trainingszentrum Oberspree«.

Im Wohnzimmer

Ein weiterer Teil der schönen neuen Fußballwelt von Unions Frauen sind Spiele in der Alten Försterei. Heiseler freut sich darauf, am Sonntag »im Wohnzimmer spielen zu können«. Es sei mehr Ansporn als Druck, sagt sie, und verweist auf die gelungene Generalprobe Ende April beim 5:0 im Ligaspiel gegen Hertha BSC vor gut 12 000 Zuschauern. Für das Spiel gegen Henstedt-Ulzburg wurden nun schon mehr als 15 000 Karten verkauft.

Die neuen Möglichkeiten, die Wertschätzung im Verein und die große Unterstützung der Fans sind Motivation für Unions Fußballerinnen. »Ich bekomme jetzt oft ein »Eisern« auf der Straße in Köpenick, auch wenn ich ohne Vereinskleidung unterwegs bin«, erzählt Trainerin Poese. Die Spielerinnen schätzen es laut Heiseler sehr, »wenn Präsident Dirk Zingler bei unseren Spielen zuschaut« oder »Christian Arbeit auch mal bei uns Stadionsprecher ist.«

Normale Trainingswoche

Weil alles so gut läuft, hat Poese vor den »beiden Spielen, auf die es ankommt«, kaum etwas verändert. Die Scoutingberichte von den Henstedter Spielen wurden am Donnerstag besprochen, ansonsten sei es »eine ziemlich normale Trainingswoche«. Vom Gegner erzählt sie, dass er die Liga dominiert habe. Sie weiß auch, dass die beste Stürmerin und die Abwehrchefin verletzt fehlen werden. Aber im Vordergrund steht für Unions Trainerin das eigene Team: »Wir wollen unser Spiel spielen.« Die eigene Dominanz in der Liga sieht Poese dabei nicht als Problem. Lernen konnten sie und ihre Spielerinnen aus »einigen Partien, die knapp waren«. Heiseler ergänzt: »Wir haben jedes Spiel als Spitzenspiel angesehen.«

Einen Vorteil sehen sowohl die Trainerin als auch die Spielerin darin, zuerst Heimrecht zu haben. »Wir haben keine Reise und fühlen uns zu Hause wohl in der Vorbereitung«, erklärt Poese. Und Heiseler will in der Alten Försterei den »Grundstein legen«, um eine Woche später in Schleswig-Holstein den Aufstieg feiern zu können.

Aber was wäre, wenn? Wenn also 22 Siege und 145 Tore am Ende doch umsonst gewesen sind. Poese lässt sich nur kurz auf dieses Szenario ein und sagt, dass Union dann einen neuen Anlauf nehmen müsse. Mit vollster Überzeugung in der Stimme schließt die Trainerin dieses Thema schnell wieder ab: »Ich glaube an meine Mannschaft!« Sollte das Ziel erreicht werden, könnte sogar der ganz große Traum schnell in Erfüllung gehen. Der 1. FC Union will auch mit seinen Fußballerinnen in die 1. Bundesliga. Dafür wurden professionelle Strukturen geschaffen, die einen weiteren Aufstieg realistisch erscheinen lassen: Der Hamburger SV gewann im vergangenen Jahr die Relegation gegen Viktoria Berlin, in dieser Saison fehlten nur vier Punkte zum Durchmarsch in die erste Liga.

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