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Von den Nazis verfolgt im Roten Nowawes
Gedenktafel würdigt im alten Rathaus Babelsberg Kommunalpolitiker von SPD und KPD
Die kleine, aus transparentem Kunststoff gefertigte Gedenktafel, die am Freitagabend enthüllt wird – vom jüngsten anwesenden Nachfahren, einem Kind – würdigt sozialdemokratische und kommunistische Kommunalpolitiker, die 1933 von den Faschisten aus ihren Ämtern gejagt worden sind: 17 Stadtverordnete, drei unbesoldete Stadträte, der zweite Bürgermeister und der Leiter des Wohlfahrtsamts. Ihre Namen sind nun neben der Tür aufgelistet, hinter der einst das Stadtparlament von Nowawes tagte. Es ist das alte Rathaus der Kommune, die 1938 in Babelsberg umgetauft und ein Jahr später von der Stadt Potsdam eingemeindet wurde. Heute betreibt die Arbeiterwohlfahrt in diesem altehrwürdigen Gebäude ein beliebtes Kulturhaus.
Die auf der Tafel im Obergeschoss vermerkten Stadtverordneten traten im März 1933 noch bei der Kommunawahl an, obwohl die Faschisten schon an der Macht waren. Sie lieferten ihren erbitterten Feinden ein Bekenntnis zum Widerstand samt ihrer Adresse.
»Was gibt es Besseres«, so fragt am Freitagabend Uwe Klett, »als am Vorabend der nächsten Kommunalwahl an jene zu erinnern, die nach der Machtübernahme der Nazis noch den Mut hatten, ihren Hut in den Ring zu werden?« Klett ist Schatzmeister der Geschichtswerkstatt »Rotes Nowawes«, von der die Anregung kam, so eine Gedenktafel anzubringen, und die auch den Schicksalen der 20 Männer und zwei Frauen nachspürte. Die linksalternative Stadtfraktion »Die Andre« griff die Anregung auf und die Fraktionen SPD, Linke und »Potsdam – sozial gerecht« schlossen sich der Initiative an.
Stadtverordnete dieser vier Fraktionen sind am Freitagabend bei der Enthüllung der Tafel dabei. Schon am Sonntag, dem 9. Juni, wird bei der brandenburgischen Kommunalwahl eine neue Stadtverordnetenversammlung von Potsdam bestimmt. Das meint Uwe Klett mit »am Vorabend der nächsten Kommunalwahl«.
Es sind auch einige Angehörige der Geehrten gekommen, darunter aus Stahnsdorf Jürgen Böhm, Schwiegersohn des einstigen Wohlsfahrtsamtsleiters Paul Skirk (SPD). »Es wird Zeit, dass endlich an diese Kommunalpolitiker erinnert wird«, meint der Stadtverordnete Sascha Krämer (Linke). »Damit ist die Vielfalt der Gedenkkultur um einen Baustein reicher.«
Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) dankt der Geschichtswerkstatt. Es sei notwendig gewesen, dass jemand einen Anfang machte, sagt er. Die Anregung, eine ähnliche Tafel auch für die Potsdamer Stadtverordneten von SPD und KPD anfertigen zu lassen, denen ihre Mandate 1933 aberkannt wurden, nimmt Schubert mit.
Anzubringen wäre eine solche Tafel am Potsdamer Stadtschloss, denn da hatte das Stadtparlament seinerzeit getagt. Doch das alte Stadtschloss existiert nicht mehr. Es ist allerdings als Landtag mit historischer Fassade und modernem Innenleben so halb wieder aufgebaut worden. Dort ließe sich so eine Tafel anbringen. Es stünden weniger Namen darauf als für Nowawes, weil die beiden Arbeiterparteien in Potsdam nicht so stark waren wie in der Nachbarstadt, die man nicht umsonst das rote Nowawes nannte.
Zuletzt spricht am Freitagabend noch Angela Schweers, Bezirksvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Mit Blick auf die 20 Männer und zwei Frauen, die jetzt mit der Tafel im Kulturhaus Babelsberg gewürdigt werden, fragt Schweers: »Was würden dies ehrenwerten Menschen sagen, dass heute noch oder heute wieder fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut Raum gewinnt?« Sie kämpft mit den Tränen, als sie diese bittere Wahrheit ausspricht.
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