SC Magdeburg: »Extrem enttäuscht« nach »herausragender Saison«

Der SCM verpasst die Titelverteidigung in der Champions League

  • Christoph Dach, Köln
  • Lesedauer: 4 Min.
Auch Ligakonkurrent Kiel mit Elias Ellefsen (M.) war für die Magdeburger zu stark.
Auch Ligakonkurrent Kiel mit Elias Ellefsen (M.) war für die Magdeburger zu stark.

Bennet Wiegert ist ein erklärter Freund des Zahlenwerks. Die Spielidee des Handballtrainers vom SC Magdeburg basiert auf Abschlüssen aus Nahdistanz und mathematischer Wahrscheinlichkeit: Wer aus sechs oder sieben Metern aufs Tor wirft, trifft nachweislich häufiger als aus acht, neun oder zehn Metern. Mit dieser vermeintlich simplen, aber doch revolutionären Taktik ist der Traditionsklub aus Sachsen-Anhalt zuletzt nur so durch die Wettbewerbe gerauscht und hat alle großen Trophäen von der Deutschen Meisterschaft bis zur Champions League eingesammelt. Für die Titelverteidigung in der Königsklasse reichte es am vergangenen Wochenende aber nicht.

Als Wiegert am späten Sonntagnachmittag in den Katakomben der Kölner Arena stand und das Erlebte Revue passieren ließ, musste er eine Statistik betrachten, die ihm so gar nicht in den Kram passte. »Wir haben an einem Wochenende so viele Spiele verloren wie in der gesamten zurückliegenden Bundesliga-Saison«, sagte der 42-Jährige. Nämlich zwei: Beim Finalturnier der Champions League scheiterten die Magdeburger zunächst mit 26:28 im Halbfinale am dänischen Spitzenklub Aalborg HB. Im Spiel um Platz drei mussten sie sich schließlich dem zweiten deutschen Teilnehmer THW Kiel geschlagen geben, der wiederum sein Halbfinale gegen den späteren Sieger FC Barcelona mit 18:30 aufs Härteste vergeigt hatte. »Auch wenn hier die vier besten Teams Europas am Start waren, fällt es mir schwer, jetzt nicht extrem enttäuscht zu sein«, sagte der Magdeburger Coach, »in ein, zwei Wochen ist es sehr wahrscheinlich leichter, die Saison als das zu begreifen, was sie ohne Zweifel war: absolut herausragend.«

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Für die erfolgsverwöhnten Magdeburger hatte die Niederlage gegen Aalborg auch das Ende einer unglaublichen Serie bedeutet: Seit 2021 hatte der SCM in jedem Wettbewerb, an dem er teilnahm, das Endspiel erreicht. »Stimmt das wirklich?«, fragte Kapitän Christian O’Sullivan später in der Mixed Zone beinahe ungläubig und rechnete gedanklich noch einmal im Kopf nach. Es stimmte natürlich.

Zugleich mussten Magdeburgs Handballer den Traum einer historischen Saison mit vier möglichen Titeln ad acta legen. Zuvor hatten sie ja bereits den Weltpokal verteidigt, den DHB-Pokal geholt und die Deutsche Meisterschaft gewonnen. »Wir hatten wirklich einen unglaublichen Lauf. Trotzdem überwiegt nach diesem Wochenende natürlich die Enttäuschung«, sagte O’Sullivan, »im Moment bin ich einfach wahnsinnig leer, das fühlt sich überhaupt nicht gut an.« Und Coach Wiegert merkte selbstkritisch an: »Wer dieses Turnier gewinnen will, muss an zwei Tagen an seine absolute Leistungsgrenze gehen. Davon waren wir in diesem Jahr und im Gegensatz zu 2023 leider ein gutes Stück entfernt.«

Anders als die nationale Konkurrenz, die gegen das Spiel des SCM im gesamten Saisonverlauf kein zielführendes Mittel fand, war das Aalborg am Wochenende gelungen: Die Dänen mit dem scheidenden einstigen Welthandballer Mikkel Hansen und Ausnahmetorhüter Niklas Landin entschlüsselten den Bundesligisten. »Sie haben das extrem gut verteidigt und waren super eingestellt«, analysierte O’Sullivan. Dieser Umstand zeigte sich auch daran, dass sich die Magdeburger während der Partie ein wenig selbst verloren und auffällig oft mit den Schiedsrichterinnen haderten. Zwischendurch pflaumten sie sich sogar gegenseitig an.

Am Ende akzeptierten sie die Niederlage wie gute Sportsleute und erkannten neidlos an, dass die Konkurrenz ausnahmsweise und erstmals seit langer, langer Zeit besser war. Kapitän O’Sullivan warf dann zum Abschluss noch einen Blick nach vorn und klang dabei schon wieder deutlich optimistischer: »Wir machen jetzt alle mal Urlaub und greifen dann in der neuen Saison wieder an«, sagte der Norweger. Schließlich steht der Kader der Magdeburger im Kern, alle Schlüsselspieler besitzen langfristige Verträge – und man muss kein Handball-Fachmann sein, um die These aufzustellen, dass auch in Zukunft mit dem SCM zu rechnen sein wird.

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