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Neue WDR-Intendantin: Die Verwalterin
Kathrin Vernau soll als neue Intendantin den WDR verändern
»Ein bisschen überwältigt« sei sie, sagte Kathrin Vernau nach ihrer Wahl zur neuen WDR-Intendantin am Donnerstagnachmittag. Das darf man ihr abnehmen – denn der Ausgang der Wahl hatte keineswegs schon vorher festgestanden. Vernau war gegen profilierte Medienleute wie den WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und den Zweiten Chefredakteur von »ARD-aktuell« Helge Fuhs angetreten.
Was hat die Mehrheit der Ratsmitglieder letztlich von Vernau überzeugt? Sowohl von ihrem Vorgänger, Tom Buhrow, als auch von den gescheiterten Mitbewerbern unterscheidet sich die 51-Jährige am augenfälligsten dadurch, dass sie keine Journalistin ist. Stattdessen hat sie in Wirtschaftswissenschaften promoviert und danach eine Karriere in der Verwaltung eingeschlagen. Vernau war jeweils für ein paar Jahre Kanzlerin, also Leiterin der Verwaltung, an den Universitäten von Ulm und Hamburg. 2014 bekam sie den Posten der Verwaltungsdirektorin beim WDR, den sie bis dato ausübt – nur unterbrochen von einer einjährigen Periode als Interimsintendantin des RBB, wo sie nach den Finanzskandalen um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger für Ordnung sorgen sollte. Dies gelang ihr – weshalb man sie nun offenbar für fähig hält, auch die Geschicke des WDR an der Spitzenposition zu lenken.
Als Teil der Öffentlich-Rechtlichen befindet sich auch die westdeutsche Rundfunkanstalt in der Krise: Immer weniger junge Menschen sind an klassischem Fernsehen und Radio interessiert, stattdessen gewinnen (internationale) Streaming-Angebote an Popularität. »Mut zur Veränderung« hatte der WDR daher in seiner Stellenausschreibung explizit gewünscht. Dafür hatte sich Vernau von allen zur Wahl zugelassenen Kandidaten am stärksten ausgesprochen. Ab dem 1. Januar 2025 muss sie zeigen, dass sie es ernst meint.
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