- Berlin
- Frankfurt (Oder)
René Wilke: Eitel sympathisch
Oberbürgermeister verlässt die Linkspartei
Mit 16 Jahren ist René Wilke in die Partei eingetreten. Nun hat am 29. Juni Die Linke verlassen – kurz bevor er am Sonntag seinen 40. Geburstag feierte. Von vielen schweren Momenten sei dies der schwierigste, gesteht der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) in seiner Austrittsbegründung. Er habe herumdrucksen und Antworten schuldig bleiben müssen, wenn er Positionen der Partei hätte verteidigen sollen, die er aber nicht teile. Ohne Waffenlieferungen in die Ukraine würde dieser Staat von Russland überrannt, deutet Wilke an.
Er spricht selten laut und hat eine angenehme Stimme. Er lächelt sympathisch. Trotzdem halten ihn einige Weggefährten für eitel, weil er nie habe schweigen können, wenn ihm ein Mikrofon hingehalten wurde – auch wenn er wisse, dass eine Äußerung seiner Partei schade. Das ging bis dahin, dass Wilke kurz vor der Bundestagswahl 2021 in einem Interview sagte, er könne keiner Partei empfehlen, mit der Linken zu koalieren.
Die Konflikte begannen schon im Jahr 2018, als er Oberbürgermeister wurde. Da ließ Wilke die Ausweisung von Flüchtlingen vorbereiten, die mit roher Gewalt einen Klub attackiert hatten, in dem übrigens auch andere Flüchtlinge tanzten. Brandenburgs Ex-Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) war überzeugt, Geflüchtete dürften nicht härter bestraft werden als einheimische Täter. Doch Wilke ließ sich nicht umstimmen.
René Wilke lebte als Kind fünf Jahre in Moskau und war von 2014 bis 2018 Landtagsabgeordneter. Er will sich keinesfalls der Wagenknecht-Partei anschließen, aber auch nicht der SPD. Als Parteiloser hat er eine größere Chance, 2026 wiedergewählt zu werden – zumal er als Oberbürgermeister eine gute Figur macht.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.