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Merih Demiral muss von der EM ausgeschlossen werden
Christian Klemm über die rechtsextreme Geste von Merih Demiral bei der EM
Der Sieg der türkischen Nationalmannschaft über die Österreicher bei der Fußball-EM wurde von Istanbul bis Berlin ausgiebig gefeiert. Doppeltorschütze Merih Demiral war ebenfalls in Feierlaune. Vor den Fernsehkameras der Welt zeigte der Verteidiger, wem er seine Tore vom Dienstagabend widmet: den Grauen Wölfen, einer extrem rechten Bewegung aus der Türkei. Zwar versuchte sich der Spieler damit rauszureden, der von ihm gezeigte »Wolfsgruß« sei lediglich Ausdruck seiner »türkischen Identität«. Doch das ist nicht glaubhaft.
Die Geste ist ein Bekenntnis zu den ultranationalistischen »Wölfen«, die von einer Türkei vom Balkan bis nach China träumen. Ihre erklärten Feinde sind Kurden, Juden, Armenier, Christen und Kommunisten. Zahlreiche Morde gehen auf das Konto der Grauen Wölfe. Wenn Demiral sich zu seiner »Identität« hätte bekennen wollen, dann hätte eine Nationalfahne oder ein Kuss auf das türkische Trikotemblem ausgereicht. So wie viele andere Spieler es auch schon getan haben.
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Die UEFA prüft nun Konsequenzen. Andere Sportverbände haben auch auf politische Vorgänge reagiert. Man erinnere sich an das Verbot der Regenbogenarmbinde bei der Fußball-WM in Katar. Oder daran, dass russische Sportler seit dem Krieg in der Ukraine bei diversen Turnieren und Wettkämpfen entweder nicht oder nur unter neutraler Flagge antreten dürfen, ohne dass sie selbst sich haben etwas zu Schulden kommen lassen. Alles andere als ein Ausschluss aus dem laufenden Turnier für Demiral wäre danach nicht vertretbar.
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