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Kottbusser Tor: Mehr Geld für ein besseres Miteinander

Bezirk fordert nachhaltige Finanzierung für Quartiersmanagement am Kottbusser Tor

V.l.n.r.: Sophia Loukas, Leiterin Quartiersmanagement Bezirksamt; Gülcan Nitsch, Leiterin Yesil Çember; Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin und Sara Lühmann, Leiterin der Pressestelle
V.l.n.r.: Sophia Loukas, Leiterin Quartiersmanagement Bezirksamt; Gülcan Nitsch, Leiterin Yesil Çember; Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin und Sara Lühmann, Leiterin der Pressestelle

Es dürfen keine Ablenkungsmanöver mehr gemacht werden, kritisiert die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne). Das »übliche Pingpong zwischen Bezirk und Senat« sei nicht zielführend. Stattdessen bräuchte das Quartiersmanagementgebiet Zentrum Kreuzberg eine nachhaltige Finanzierung, setzt die Bezirksbürgermeisterin auf der Pressekonferenz am Montagmittag fort.

Grund der Pressekonferenz ist die auslaufende Finanzierung des Quartiersmanagements zum Jahresende 2027. Damit droht der Verlust von sozialer Infrastruktur, Nachbarschaftsprojekte könnten wegfallen. Der Bezirk bräuchte »mittel- und langfristige weitere Mittel, um die Problemlagen am Kotti zu adressieren«, erklärt Herrmann. »Mit punktuell ausgeschütteten Sondermitteln, die kurzfristig bereitgestellt werden und ebenso schnell wieder enden, können wir die Situation vor Ort nicht nachhaltig verbessern.« Mit »Problemlagen« und »Situation vor Ort« meint Herrmann insbesondere die Drogenszene rund um das Kottbusser Tor. Spielplätze werden verwahrlost und bleiben ungenutzt, da dort Substanzen eingenommen werden. Ihr Anliegen sei es, »mehr Lebensqualität im Wohnumfeld« zu schaffen. Unter anderem möchte sie ebenjene Spielplätze sanieren.

Aufgrund der Anwohner*innendichte werde der öffentliche Raum rund um den Bahnhof intensiv genutzt, manchmal gar als Balkonersatz. Doch es mangele an bequemen Grünflächen und Sicherheitsempfinden: Letzteres werde auch durch den Autoverkehr eingeschränkt, ergänzt Sophia Loukas, die Leiterin des Quartiersmanagements. Es gäbe einen »Unfallschwerpunkt am Kottbusser Tor«, erklärt sie. Eine Sicherheitsbefragung der Landeskommission Berlin gegen Gewalt habe ergeben, dass Bewohner*innen durch fahrlässige Autofahrer*innen verunsichert seien. So schreibt die Studie, dass den Anwohner*innen die »endlose(n) Kontrollen von vermeintlichen Drogenhändlern« als sinnlos erschienen, während »andere Verstöße, etwa von Autofahrer*innen oder in Bezug auf Müll und Dreck, nicht verfolgt« werden.

»Es ist wichtig, dass die Nachbarschaft partizipativ dabei ist«

Gülcan Nitsch Leiterin Yeşil Çember

Um den Verkehr einzuschränken, wollen Loukas und Herrmann das Kottbusser Tor großflächig umbauen. Die nördliche Seite solle verkehrsberuhigt werden: Die Nordseite der Skalitzer Straße soll nur noch für Rad- und Fußverkehr zur Verfügung stehen, die Südseite soll beidseitig befahrbar sein und im Süden der Adalbertstraße soll eine Sackgasse eingerichtet werden. Wie das konkret aussehen soll? »So weit sind wir jetzt nicht«, geben sie zu. Ihre vorsichtige Schätzung ergibt, dass der Umbau 6,5 Millionen Euro kosten würde. Bislang gibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung kein grünes Licht.

Um Müll und Dreck rund um das Kottbusser Tor kümmert sich auch der Verein »Yeşil Çember«, Türkisch für »Grüner Kreis«. Die Förderung einzelner Projekte des Yeşil Çember ist ebenfalls durch das Auslaufen des Quartiersmanagements bedroht. Dabei sei es »wichtig, dass Nachbarschaft partizipativ dabei ist«, betont die Leiterin Gülcan Nitsch. Allein die Verschönerung von Höfen durch Aufräumen und Bepflanzung bringe die Menschen zusammen. Aus Skepsis werde Begeisterung, aus Begeisterung Eigeninitiative, erklärt sie. Doch auch dafür braucht es erst mal Geld.

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