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Massenkündigung bei »H48« in Berlin Neukölln
In dem Hausprojekt in der Hermannstraße 48 sollen nach dem Willen des Vermieters alle Wohngemeinschaften weichen
Die Wohngemeinschaften in der Hermannstraße 48 in Neukölln sollen ihre Räumlichkeiten verlassen. Wie das hinter dem Projekt stehende Kollektiv in einer Pressemitteilung schreibt, wurden allen Wohngemeinschaften in dem Haus Kündigungsschreiben zugestellt. Die Vermietergesellschaft kündigte demnach mit den Briefen bereits Räumungsklagen an. Sollte der Vermieter sich durchsetzen, müssten bereits im Oktober die ersten Mieter das Gebäude verlassen. Betroffen seien insgesamt mehr als 60 Personen.
Die »H48« ist ein Hausprojekt, das bereits seit den 80er Jahren besteht. Neben gemeinschaftlich bewohnten Wohnungen findet sich auch ein Projektraum in dem ehemaligen Fabrikgebäude, der für politische Veranstaltungen und Kinoabende genutzt wird. Seit 2021 liegt die Hausgemeinschaft in einem juristischen Streit mit dem Vermieter, einem Immobilienunternehmen aus Sachsen. Dieser versucht, vor Gericht einen Räumungsbescheid gegen eine der Wohngemeinschaften zu erwirken, weil die Fläche als Gewerbe- und nicht als Wohnfläche vermietet worden sei.
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»Die komplette H48 könnte schon zu Ende des Jahres ausgelöscht werden, womit ein wichtiger politischer Akteur im Schillerkiez verschwinden würde«, schreiben die Bewohner. Der Projektraum werde von zahlreichen politischen Initiativen genutzt. In dem Haus werde ein alternatives Wohnmodell gelebt, das jetzt existenziell bedroht sei.
Die Kündigungsschreiben seien an dem Tag eingegangen, als eine der Wohngemeinschaften gerade vor Gericht stand, berichtet eine der Bewohnerinnen. »Das war ein Schock für uns«, sagt sie. In der Pressemitteilung beschreiben die Bewohner die Kündigungsausstellung als »heimtückisch«. Auf Versuche der Hausgemeinschaft, die Situation einvernehmlich zu lösen, habe es keine Reaktion des Vermieters gegeben, berichtet die Bewohnerin. Auch sonst zeige der Vermieter den Bewohnern die kalte Schulter: So gebe es in dem Projektraum schon seit einem Monat kein fließendes Wasser mehr, in mehreren Wohngemeinschaften funktioniere das Internet nicht. Bemühungen, den Schaden zu beheben, gebe es nicht. »Wir werden nur hingehalten«, so die Bewohnerin.
Die Kündigungen hinnehmen wollen die Wohngemeinschaften nicht. »Wir organisieren uns«, kündigt die Bewohnerin an. Man vernetze sich über die verschiedenen Wohngemeinschaften hinweg. Gegen die Kündigungen wolle man juristisch vorgehen. Man suche aber auch weiterhin das Gespräch mit dem Vermieter. »Wir wollen alle bleiben«, sagt sie.
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