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Fachkräftemangel in Berlin: Wunderwaffe Arbeitskreis
Senat will mit »Fachkräftestrategie« den Arbeitsmarkt bändigen
Der Mangel an Fachkräften bleibt eine dauerhafte Belastung für die Berliner Wirtschaft: Unternehmen haben nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, hoch qualifizierte Mitarbeiter für entsprechende Stellen zu finden. 48 Prozent aller Stellen für Fachkräfte konnten 2022 einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge nicht besetzt werden. Parallel dazu zeichnet sich in vielen Branchen ein Generationenwechsel ab: Ältere Arbeitnehmer gehen absehbar in Rente, während zu wenige junge nachkommen.
Mit einer »Fachkräftestrategie« will der Senat das Problem nun angehen. Das sagte Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Dienstag nach der Sitzung des Senats. Der Umgang mit dem Fachkräftemangel sei ein »Schlüsselprojekt für Staat, Betriebe und Gewerkschaften, aber auch für jeden einzelnen Menschen«, so Kiziltepe. Gehe man das Problem nicht strategisch an, drohten »richtige Engpässe« in vielen Bereichen, warnte sie.
Wie genau die Fachkräftestrategie aussehen soll, dazu hielt sich Kiziltepe allerdings eher bedeckt. Erst auf Nachfrage äußerte sie sich zu den Details des geplanten Prozesses. Mit der Fachkräftestrategie soll demnach ein »Dach über alle Bereiche« der Landespolitik gebaut werden, unter dem die schon vorhandenen Maßnahmen in den einzelnen Senatsverwaltungen zusammengeführt werden sollen.
»Wir starten nicht bei null«, sagte Kiziltepe. Aktuell würden die einzelnen Senatsverwaltungen bereits eigene Fachkräftestrategien für den eigenen Personalbedarf führen. Dazu kämen zahlreiche Förderprogramme, die sich über die verschiedenen Ressorts verteilen: Dazu gehörten etwa Projekte, mit denen Frauen und Behinderte auf dem Arbeitsmarkt unterstützt werden sollen, oder Klimaschutzmaßnahmen, mit denen Weiterbildungen gefördert werden.
Jetzt sollen die bestehenden Maßnahmen in senatsübergreifenden Runden evaluiert werden. »Wir wollen schauen, was die Stärken sind und was die Schwächen«, so Kiziltepe. Auf Basis dieser »Bestandsaufnahme« wolle man konkrete Ziele und übergreifende Maßnahmen entwickeln. An dem Prozess sollen demnach auch Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaften beteiligt werden. Wissenschaftlich soll die Strategieentwicklung vom Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik unterstützt werden.
Was bedeutet das konkret? Kiziltepe deutete an, dass etwa über die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in den Runden gesprochen werden soll. »Wir müssen inländische wie ausländische Potenziale nutzen«, sagte sie. Kritik übte sie an den geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt bei Integrationskursen. Die Mittel für Sprach- und Integrationskurse sollen nach dem Willen der Bundesregierung um die Hälfte schrumpfen. »Das halte ich für unverantwortlich und kurzsichtig«, sagte Kiziltepe. Dem »Jobturbo« der Arbeitsagenturen, mit dem Flüchtlinge schneller in Arbeit vermittelt werden sollen, würden so Steine in den Weg gelegt werden.
Damit die »Fachkräftestrategie« am Ende auch Früchte tragen kann, muss sie wohl noch genauer konkretisiert werden. Dass Gesprächskreise nicht per se mit Erfolgen verbunden sein müssen, zeigen die Bemühungen des Senats, mehr Jugendliche in Ausbildung zu vermitteln: Trotz des groß angekündigten Bündnisses für Ausbildung äußerten mehrere Unternehmen zuletzt die Befürchtung, dass die Ausbildungszahlen sogar sinken könnten.
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