Sommer, Sonne, schlaffe Krieger

Andreas Koristka beobachtet am Strand die Kriegsuntüchtigkeit der Deutschen

Den Bau von Verteidigungsanlagen kann man gar nicht früh genug üben.
Den Bau von Verteidigungsanlagen kann man gar nicht früh genug üben.

Umständehalber verbringe ich meine Tage derzeit an deutschen Stränden. Dort bietet sich ein zum Teil erschreckendes Bild: Orangenhaut, Hängebrüste, schlaffe Oberärmchen! Und auch die anderen Badegäste sehen oft nicht viel besser aus. Käme heute der Russe über Polen zu uns hereingestürmt, hätte er ob des mäßigen Fitnessgrades der hiesigen Bevölkerung wohl ein leichtes Spiel und würde uns unterjochen, noch bevor wir einen Flutschfinger aufgeschleckt hätten.

In Zeiten, da Bodyshaming geächteter ist als das Erschlagen von Katzenbabys, muss man natürlich vorsichtig formulieren. Dennoch sind leise Zweifel erlaubt, ob man mit einem Bodymaßindex über 35 überhaupt in einen gängigen Schützengraben passt. Als Olaf Scholz die Zeitenwende einläutete, meinte er damit jedenfalls nicht, dass in den Freibädern maßlos Pommes verschlungen werden sollen.

Am wehrtauglichsten präsentieren sich noch die Sachsen. Kein Russe wird es dauerhaft in Deutschland aushalten können, wenn im Strandkorb hinter ihm tagein und tagaus im breitesten Sächsisch über die Unzulänglichkeiten der Hotelanlage schwadroniert und anschließend Merkels Flüchtlingspolitik für das schlechte Frühstücksbuffet verantwortlich gemacht wird.

Andreas Koristka
Autorenfoto von Andreas Koristka am Donnerstag, den 10. Oktober ...

Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.

Aber ansonsten gibt es wenig Grund zu Optimismus. Gut, hin und wieder sieht man in den einschlägigen Urlaubsorten Rammstein-T-Shirts mit der Aufschrift »Manche führen, manche folgen«. Leider werden sie offensichtlich immer nur von jenen getragen, die folgen. Militärische Verantwortungsübernahme kann man von diesen Personen nicht erwarten.

Vielleicht war es ein Fehler, die Bundeswehr in die Schulen zu schicken. An den Stränden unserer Republik könnte sie viel bessere Arbeit leisten. Es müssten ja nicht unbedingt Informationsstände sein, aber ein kleiner militärischer Parcours, ein wenig mehr militärische Disziplin am Eisstand oder die kostenlose Verteilung großzügig zugeschnittener Uniformen würden an vielen Orten die Lage merklich verbessern.

Statt sich für den Ernstfall zu rüsten, planschen die Deutschen aber lieber mit ihren SUP-Boards. Kein Gewässer der Republik, auf dem man nicht diese erigierten Wasserwanderer erblicken muss. Über die Verspargelung der Landschaft durch Windräder regt man sich unentwegt auf, aber die Verschandelung der Seen, Flüsse und Meere durch aufblasbaren China-Mist von Decathlon, auf dem sich die wehruntaugliche Bevölkerung stolz präsentiert, scheint die meisten völlig kalt zu lassen. Fast würde man sich wünschen, dass der Russe bewiese, dass gängige SUP-Boards sogar seinen altersschwachen Panzern militärisch unterlegen sind.

Wir müssen wohl oder übel darauf hoffen, dass uns im Krieg die wenigen Drohnenpiloten retten. Jene, die im Badebereich ihr Können üben und beweisen, dass sie ihre Fluggeräte kunstvoll genau so tief kreisen lassen, dass man sie nicht mit der Faust oder einem bereitgelegten Knüppel aus der Luft schlagen kann. Ehrt diese edlen Frauen und Männer, wenn ihr eure fettleibigen Körper im Sand wälzt!

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