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Rafael Nadal verabschiedet sich aus seinem Wohnzimmer
Der Spanier scheidet nach einem 1:6, 4:6 gegen Novak Djoković aus
Was für ein Spiel! Ein ewiges Duell: Bereitet man sich überhaupt noch aufeinander vor, wenn man zum 60. Mal aufeinander trifft? Denn so oft maßen sich der Spanier Rafael Nadal und sein serbischer Kontrahent Novak Djoković in ihrer Laufbahn als Tennisprofis schon auf dem Platz.
Beide sind schon als aktive Spieler Legenden. Und doch war jenes Match am frühen Montagnachmittag in Paris noch einmal ein besonderes: Hier der 24-malige Grand-Slam-Gewinner aus Serbien, 37, der jedes Grand-Slam-Turnier mindestens dreimal gewinnen konnte, ein Riese seines Sports, immerhin noch Weltranglisten-Dritter. Dort der absolute Publikumsliebling aus Spanien, 38, der allein beim Sandplatzturnier von Paris 14 Mal triumphierte, nun aber mit körperlichen Beschwerden auf die Zielgerade seiner Laufbahn eingebogen ist.
Als die beiden in die pralle Mittagshitze des Court Philippe-Chartrier im Stade Roland-Garros traten, waren alle Plätze besetzt. Auf der Pressetribüne hatten die Ordner Hunderte Olympiareporter abgewiesen. Alle waren elektrisiert: Am Center Court wurde Historisches erwartet. Sollte das heute das letzte Einzelmatch des Spaniers in Paris sein? Der Abschied eines Mannes, der quasi Paris verkörpert?
Franzosen lieben Nadal
Gleich als der junge Spanier 2005 zum ersten Mal in Roland Garros antrat, gewann er den Titel, als langhaariger, wilder 19-Jähriger aus Mallorca. Es sollten weitere 13 Triumphe folgen, der letzte im Jahr 2022. Paris wurde so etwas wie sein Wohnzimmer. Kein Grand-Slam ist so mit einem Spieler verknüpft wie das Pariser Sandplatz-Turnier mit Rafael Nadal. Der Spanier lebt in Paris, die Franzosen lieben ihn, wie nicht zuletzt daran zu erkennen war, dass er es war, der bei der Olympiaeröffnung von Zinedine Zidane die Fackel überreicht bekam, um sie mit anderen Sportgrößen wie Carl Lewis, Nadia Comaneci und Serena Williams vor den Augen der Welt weiterzutragen.
Djoković und Nadal kamen in roten Shirts und weißer Hose, Nadal war vor allem an dem verbundenen Oberschenkel erkennbar. Und an dem gemessenen Schritt, in dem er agierte: Seine Verletzung schränkte ihn sichtbar ein. Sein Widerpart hingegen agierte von Beginn an konzentriert und präzise: Mit sicherem Grundlinienspiel und scharfen Rückhandreturns behielt er seinen Konkurrenten mühelos unter Kontrolle, auf eben jenem Sandplatz im 16. Arrondissement, auf dem der spanische Profi in seiner ruhmreichen Karriere 118 Matches gespielt und überhaupt nur viermal verloren hat. Schnell zog der Serbe auf 5:0 davon, ehe er dem Spanier wenigstens das Ehrenspiel gestattete, doch nach 39 Minuten beendet er den Satz siegreich. 6:1. Im Publikum waren erste enttäuschte Seufzer zu vernehmen.
Djokovic fehlt Gold
Es sah nach einer deutlichen Niederlage aus, spätestens als Djoković im zweiten Satz mit 4:0 führte. Bei Olympia reichen zwei Gewinnsätze zum Weiterkommen. Dann aber ließ Nadal doch noch einmal seine Klasse aufblitzen. Djoković ging für einen Moment die Konzentration verloren, er verzog einige Grundlinienbälle. Unter »Rafa, Rafa!«-Rufen kämpfte sich der Spanier noch einmal auf 4:4 heran.
Dann aber legte der Serbe, den Hebel um. Er will hier unbedingt Olympiagold, das ihm noch in der Trophäensammlung fehlt, im Gegensatz zu Nadal, der bereits 2008 in Peking Einzelgold um den Hals gehängt bekam. Djoković nahm Nadal das Aufschlagspiel ab, 5:4, um schließlich nach 1:43 Stunden den ersten Matchball mit einem Ass zu vollenden. Der Serbe ist im ewigen Duell nun leicht in Führung gegangen: 31:29 Siege lautet die interne Bilanz zu seinen Gunsten.
Nadal war wenig überrascht: Ein Küsschen gen Tribüne, dann hängte er sich seine Taschen um und machte sich auf den Weg aus der Arena. Die Zuschauer applaudierten stehend. Nach dem Match ließ der Spanier offen, ob er im kommenden Jahr nicht doch noch einmal nach Paris zurückkehrt: »Ich will jeden Tag mein Bestes geben. Wenn ich mich entscheide, nicht mehr spielen zu wollen, werde ich euch das wissen lassen.« Und auch bei Olympia müssen die französischen Fans noch nicht endgültig Abschied von ihrem Idol nehmen: Im Doppel ist Nadal an der Seite des Wimbledon-Siegers Carlos Alcaraz weiterhin im Turnier. Womöglich gelingt ja doch noch ein »Grande Finale« in Paris.
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