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Rekordbrände im Pantanal
Das weltgrößte Feuchtgebiet leidet unter dem Klimawandel und mangelndem Bodenschutz
Es ist ein trauriger Rekord: 4157 Brandherde zählte Brasiliens Weltraumforschungsinstitut INPE von Januar bis Ende Juli im Pantanal. 2020, im bis dahin schlimmsten Katastrophenjahr des weltweit größten Binnenland-Feuchtgebiets, waren es in diesem Zeitraum 3620 Brände. Insgesamt fielen in diesem Jahr bereits mehr als 900 000 Hektar den Flammen zum Opfer, so die Zahlen der Bundesuniversität von Rio de Janeiro. Das ist mehr als doppelt soviel wie vor vier Jahren. Da die Trockenzeit noch nicht vorbei ist, könnte bis Ende des Jahres die verbrannte Fläche bis auf über zwei Millionen Hektar anwachsen, befürchten Wissenschaftler.
Die Überschwemmungslandschaft ist fast halb so groß wie Deutschland und liegt größtenteils in Brasilien, ein Teil in Bolivien und Paraguay. Es gilt als besonders artenreich und ist als Unesco-Biosphärenreservat ausgewiesen. Die meisten Feuer werden von Farmern gelegt, um Weide- oder Ackerland zu gewinnen oder schlicht um Müll zu verbrennen. Bei zunehmender Trockenheit können sich die Feuer stärker ausbreiten und geraten häufiger außer Kontrolle. Dem Pantanal fehlt es Jahr für Jahr mehr an Wasser, und immer weniger Fläche wird überschwemmt. Dazu tragen die globale Erwärmung und verringerte Niederschläge aufgrund von Abholzung des Amazonas-Regenwaldes bei.
Sojaanbau breitet sich aus
Mindestens 70 Prozent des sich im Pantanal sammelnden Wassers stammt aus Flüssen, die in den Feuchtsavannen der zentralbrasilianischen Hochplateaus von Mato Grosso entspringen und die es saisonal überschwemmen. Doch genau hier breitet sich seit Ende der 1970er Jahre der Sojabohnenanbau aus. Mit verheerenden Folgen für den Wasserhaushalt. Die großflächigen Monokulturen lassen weniger Regen in den Boden versickern als die natürliche Vegetation, was in der Folge Quellen versiegen lässt. Gleichzeitig verursachen die Sojabohnenfelder erhöhte Bodenerosion. Mit dem Regen gelangen diese Sedimente inklusive der Pestizidrückstände in die Zuflüsse des Pantanals. Diese Schlammfracht lässt die Flüsse flacher werden, und die Wasserstände sinken.
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Laut Daten des wissenschaftlichen Netzwerks Map Biomas verzeichnete das Pantanal im Jahr 1985 noch eine wenigstens sechs Monate anhaltende Wasseroberfläche von 1,9 Millionen Hektar. 2023 waren es nur noch 382 000 Hektar, ein Rückgang um mehr als 80 Prozent. Im gleichen Zeitraum verfünfzehnfachte sich die Soja-Anbaufläche.
Ein weiterer Faktor ist, dass immer mehr Farmer die nachhaltige, seit mehr als 250 Jahren betriebene Rinderhaltung aufgeben, die natürliche Weiden nutzt. Stattdessen setzen sie oder die in die Region investierenden Agrar-Unternehmen auf Fleischproduktion mit neuen Rinderrassen und künstlichen Weiden. Sie holzen und brennen immer mehr natürliche Vegetation ab und ersetzen sie mit aus Afrika stammenden Brachiaria-Grassorten. Diese gehören zu den invasiven Arten, die sich ausbreiten und die natürliche Regeneration einheimischer Baumarten behindern können.
Schädliche Viehzucht nimmt zu
Die für Artenvielfalt und Wasserhaushalt schädliche Viehzucht legte seit 1985 von rund 660 000 Hektar auf über 2,5 Millionen Hektar zu, während die Waldflächen im Pantanal zurückgingen. 1985 gab es noch 6 Millionen Hektar Tropenwald und Savanne in dem Feuchtgebiet. Im Jahr 2021 waren es laut Map Biomas nur noch 4,9 Millionen Hektar. »Es gibt ein Klimaproblem, aber es gibt auch das Problem des mangelnden Bodenschutzes und des Rückgangs einheimischer Vegetation«, resümiert Eduardo Rosa, wissenschaftlicher Koordinator von Map Biomas.
Brasiliens Umweltministerin Marina Silva machte dieser Tage die außergewöhnlich starke Trockenheit und den Klimawandel dafür verantwortlich, dass es im Pantanal früher und heftiger als sonst brennt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Verschlimmert wird der Wasserrückgang durch 50 Staudämme, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten an den Zuflüssen errichtet wurden. Diese Kraftwerke drehen dem Feuchtgebiet den Wasserhahn zu und beeinträchtigen den natürlichen Überschwemmungszyklus. Doch laut der Umweltschutzorganisation Ecologia e Ação sind 13 weitere Staudämme in Bau und 125 in Planung.
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