Nach Greenpeace Protest: Verbohrt in Borkum

Die Bundesregierung muss die Wattenmeer-Bohrinsel stoppen, meint Anton Benz

Greenpeace-Aktivisten protestieren rund 20 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum gegen die Förderung von Erdgas.
Greenpeace-Aktivisten protestieren rund 20 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum gegen die Förderung von Erdgas.

August 2024, etwa zehn Tage nach dem heißesten Tag auf der Erde seit Aufzeichnungsbeginn – und eine Bundesregierung mit grünem Wirtschaftsminister lässt zu, dass vor der Nordsee-Insel Borkum nach Gas gebohrt wird. Inklusive: unmittelbare Nähe zum Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer, Lärmbelästigungen für den vom Aussterben bedrohten Schweinswal und einem Stromkabel, das wohl ein geschütztes Riff beschädigt. Kein Witz.

Bis Donnerstagabend konnten Greenpeace-Aktivist*innen die Errichtung der Förderplattform noch aufhalten, indem sie 60 Stunden auf kleinen Schwimminseln ausharrten. Dann mussten sie ihre schwimmenden Zelte abbrechen – zu schwer wogen die Drohungen des Betreibers One-Dyas.

Die Gasvorkommen befinden sich sowohl auf niederländischem als auch deutschem Hoheitsgebiet. Während die Niederlande alle Genehmigungen erteilt hat, steht die Bohrerlaubnis des niedersächsischen Landesbergamts noch aus, genau wie ein Urteil in einer Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegen das notwendige Kabel.

Doch es geht nicht nur um Entscheidungen von Behörden und Gerichten. Die Bohrinsel vor Borkum ist ganz wesentlich ein politisches Projekt. Es existiert überhaupt nur, weil die Bundesregierung mit dem Ausrufen der höchsten Warnstufe im Notfallplan Gas von ihrem Versprechen abgerückt ist, keine neuen Genehmigungen für Öl- und Gasbohrungen zu erteilen. Doch eine mögliche Gasnotlage ist längst Vergangenheit. Das sagt die Bundesnetzagentur. Und Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Herr Habeck, merken Sie was?

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!