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Messergewalt: Armut ist eine offene Wunde
In der Debatte um einen vermeintlichen Anstieg von Messerangriffen stellt sich die soziale Frage, findet Jule Meier.
»Warum gibt es diese zunehmende Gewaltentwicklung? Was ist in dieser Gesellschaft los?«, fragt Ulrich Stöckle, ein Direktor der Chirurgie an der Berliner Charité in der »Morgenpost«. Er fragt aus gegebenem Anlass: Die Charité vermeldete vor wenigen Tagen, dass Messerstichverletzungen zunehmen. Waren es im letzten Jahr noch 55 Patient*innen, so mussten die Mediziner*innen in diesem Jahr bereits mindestens zwei Fälle pro Woche versorgen, auch seien die Verletzungen laut Stöckle schwerer.
Bürgerliche und rechte Medien verbinden Stöckles Meldung häufig mit der Aussage der Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik: Messergewalt in der Hauptstadt sei »jung, männlich und hat einen nicht-deutschen Hintergrund«, sagte sie im Juni zur Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistik, die ebenfalls einen Anstieg von Messergewalt zeigt.
Stöckles Frage bleibt abseits rechter Thesen unbeantwortet oder fällt einer Law-and-Order-Politik zum Opfer, die Repression und Abschiebung fordert. Doch der Krieg gegen Arme – ob an militärischer Front, bei geplanten Bürgergeldkürzungen oder bei der nächsten Zwangsräumung – hinterlässt tiefe Schnittwunden. Berliner*innen leiden unter einer Politik der Unsicherheit, die Mieten explodieren, Löhne stagnieren und Erholungsräume schrumpfen lässt.
Statt einer Kürzungspolitik wie der Berliner Senat sie derzeit verfolgt, braucht es jetzt dringend Investitionen in die soziale Infrastruktur – gerade für die Arbeit mit und die Angebote für Jugendliche. Dass ihr Unmut ein gefundenes Fressen für Rechte sein kann, zeigt sich nicht zuletzt beim Zuwachs der Jugendstruktur des Dritten Wegs.
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