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Oranje-Auftakt bei der Tour de France Femmes
Die Frankreich-Rundfahrt startet in diesem Jahr mit einem Heimsieg im Herzen des Frauenradsports
Der Radsport kennt keine Pause. Am Tag nach der Olympischen Abschlussfeier in Paris hat die Tour de France Femmes begonnen. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte startete sie im Ausland, in Rotterdam. Ein Grand Depart in den Niederlanden ergibt Sinn: Die beiden bisherigen Austragungen des Rennens gewannen mit Annemiek van Vleuten und Demi Vollering zwei Niederländerinnen. Und auch bei den insgesamt elf Vorgängerausgaben einer Tour de France der Frauen – Tour de France feminin und Tour de la CEE – gehörten zwei Oranje-Athletinnen zu den Siegerinnen. Die Niederlande sind das Herz des Frauenradsports.
Diese Dominanz spiegelte sich auch auf der Auftaktetappe dieser Edition wider. Die holländische Topsprinterin Lorena Wiebes kam bei der Ankunft nach 123 vorwiegend flachen Kilometern zwischen Rotterdam und Den Haag zwar aus dem Tritt. Ihre Landsfrau Charlotte Kool rettete den Tag aber für die Gastgeberinnen und übernahm mit dem Tagessieg auch das Gelbe Trikot.
Holländische Dominanz
Weitere zwei der insgesamt acht Etappen führen komplett über niederländische Straßen. An diesem Dienstag dürfte sich Wiebes auf der knapp 70 Kilometer kurzen Halbetappe zwischen Doordrecht und Rotterdam revanchieren wollen, bevor am Nachmittag beim Zeitfahren über 6,3 Kilometer ebenfalls in Rotterdam erstmals die Anwärterinnen auf die Gesamtwertung auf die Probe gestellt werden. Hier ist eine weitere Niederländerin – Titelverteidigerin Vollering – die Favoritin.
Am Mittwoch wird dann Belgien erreicht, mit einem Hügelkurs, der zahlreiche Elemente der Eintagesklassiker Lüttich–Bastogne–Lüttich und des Amstel Gold Race enthält. Erst ab der fünften Etappe ist Frankreich dann wieder die Heimstatt des Rennens. Dort warten vor allem die Etappen 7 und 8 mit echten Herausforderungen auf die Fahrerinnen. Am Samstag müssen sie nach vier Bergwertungen die Montée du Chinaillon zum Alpenort Le Grand-Bornand erklimmen. Am Sonntag schließlich stehen nach dem 1924 Meter hohen Col du Glandon die berühmt-berüchtigten Kehren von Alpe-d’Huez auf dem Programm.
Alpe d’Huez als krönender Abschluss
Titelverteidigerin Vollering war bei der Streckenerkundung schwer beeindruckt. »Ich fand es steiler als erwartet. Wir haben uns eine Weile kennengelernt. Man sollte sich nicht überschätzen, denn dann stößt man auf sich selbst«, erklärte sie vorsichtig dem niederländischen Fernsehen.
Die Kapitänin des SD Worx-Teams reiste übrigens noch frei nach der alten, rustikalen Radsportschule in die Alpen. Statt von einem Stab an Masseuren, Mechanikern und Trainern umgeben zu sein, nahm sie die Strecke mit Lebensgefährtin und Hund in Augenschein und nächtigte im Lieferwagen. »Das Waschen in einem schönen, sauberen Bach hat auch etwas. Das gibt eine Menge Energie. Man muss sich um nichts kümmern. Zurück zu den Grundlagen. Das pure Leben«, schwärmte sie.
Ihre mutmaßlich härteste Herausforderin Kasia Niewiadoma schaute sich die Königsetappe ebenfalls vorab an – und meinte voller Ehrgeiz: »Ich will in Alpe d’Huez gewinnen. Ich will, dass mein Name auf einer der Schikanen auf dem Weg nach oben steht.«
Deutsche Fahrerinnen hoffen auf Etappensiege
Helfen könnte ihr die Aufsteigerin der Saison, Teamgefährtin Neve Bradbury. Die Australierin siegte bei der Königsetappe des Giro d’Italia am Blockhaus und wurde starke Gesamtdritte. Mit Chloe Dygert steht auch eine Olympiasiegerin aus Paris im Kader von Niewiadomas Rennstall Canyon SRAM. Dygert gewann mit den USA Gold in der Mannschaftsverfolgung auf der Bahn und Bronze im Zeitfahren auf der Straße. Weitere Edelmetallgewinnerinnen bei der Tour sind Kristen Faulkner, die Siegerin im Straßenrennen und in der Mannschaftsverfolgung, sowie Zeitfahrolympiasiegerin Grace Brown. Außerdem Marianne Vos (Silber im Straßenrennen), deren britische Visma-Lease-a-Bike-Teamkollegin Anna Henderson (Silber im Zeitfahren) und die Silbermedaillengewinnerin im Omnium, Daria Pikulik aus Polen.
Das deutsche Aufgebot ist recht klein, ganz und gar nicht mit Medaillen dekoriert und wird bestenfalls bei einzelnen Etappen für Furore sorgen. Vor allem Movistar-Kapitänin Liane Lippert, im vergangenen Jahr bereits Tour-Etappensiegerin und in diesem Jahr Tagessiegerin beim Giro, kommt hier infrage. Weiter dabei sind die Deutsche Meisterin Franziska Koch, Nachwuchstalent Linda Riedmann, Sprintroutinierin Romy Kasper und Hannah Ludwig.
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