Kontrollverlust bei der Deutschen Bahn

Mängel verhindern immer häufiger geordneten Zugverkehr

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Ein Reisender betrachtet im Hauptbahnhof von Osnabrück eine Anzeigentafel, die Verspätungen anzeigt. Im Juli fuhren lediglich 62 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich.
Ein Reisender betrachtet im Hauptbahnhof von Osnabrück eine Anzeigentafel, die Verspätungen anzeigt. Im Juli fuhren lediglich 62 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich.

Berlin. Stellwerksausfälle, Signalstörungen und kaputte Weichen haben bei der Deutschen Bahn (DB) ein Ausmaß angenommen, das einen geordneten Zugverkehr kaum noch ermöglicht. Nach Informationen der »Süddeutschen Zeitung« müssen die Fahrpläne alleine in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden. »Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt«, sagt ein Mitglied des Aufsichtsrats zur »SZ«. Das sei ein »Riesenproblem« und führe zu einem »Kontrollverlust« bei den Fahrplänen.

Fahrgäste können sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Züge so fahren wie angekündigt. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag im Juli bei 62 Prozent. Der Grund für die Verspätungen liegt in der maroden Infrastruktur. Jahrzehntelang wurde das Schienennetz unzureichend gewartet. Jetzt können die Mängel nicht mehr kompensiert werden. Ständig kämen neue Langsamfahrstellen »in einer Größenordnung dazu, die man bisher nicht kannte«, heißt es aus dem Aufsichtsrat. Solche Langsamfahrstellen werden eingerichtet, damit Mängel an Gleisen, Weichen oder Brücken nicht zu Unfällen führen.

Die Deutsche Bahn beschönigt die Situation inzwischen nicht mehr. »Deutschland hat heute die älteste Stellwerkslandschaft in Westeuropa«, sagte der Chef der DB-Schienennetz-Tochter DB Infra Go, Philipp Nagl, der »SZ«. »In den vergangenen Jahrzehnten wurde zu wenig erneuert, zu wenig in die Sanierung gesteckt«. Mit den Baumaßnahmen in diesem Jahr werde es zumindest gelingen, die Überalterung zu stoppen und eine Trendwende einzuleiten, hofft Nagl.
Rund 16 Milliarden Euro kann die Bahn in diesem Jahr für die Sanierung und Modernisierung des Netzes ausgeben; 2025 sollen weitere 15 Milliarden Euro in die Instandsetzung fließen. Für die Fahrgäste werde das vielfach eine Geduldsprobe sein, kündigte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) unlängst an.

Eigentlich hatte die Deutsche Bahn ganz andere Pläne. 2018 präsentierte der damalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einen Deutschlandtakt, der halbstündliche Verbindungen zwischen den Großstädten vorsah. Die dafür notwendigen 50 Milliarden Euro gab es jedoch nie.

Scheuers großspurige Ankündigung erwies sich als leeres Versprechen. Und auch bei den jetzigen Instandsetzungen gewährt die Ampel-Koalition nur eine Planungssicherheit bis 2027. Es ist also nicht gesagt, dass die Generalsanierung gelingen wird. Agenturen/nd

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