Gedenkstättenleiter kämpft mit 350.000 Briefen gegen die AfD

Jens-Christian Wagner befürchtet die Machtübernahme in Thüringen und wendet sich direkt an Menschen über 65

Landtagswahl Thüringen – Gedenkstättenleiter kämpft mit 350.000 Briefen gegen die AfD

Vor der Landtagswahl am 1. September in Thüringen liegt die dort vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD in Umfragen bei 30 Prozent. Im Falle einer Machtübernahme wäre Jens-Christian Wagner seinen Job los, so hat es die Partei bereits angekündigt: Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora kämpft seit Jahren mit einer klaren Haltung gegen die Rechtsextremen. Wagner besorgt besonders, dass die AfD das Leid der NS-Opfer aus dem öffentlichen Gedächtnis verdrängen könnte.

Vergangene Woche startete Wagner eine ungewöhnliche Post-Wurf-Kampagne in Thüringen. Mit 350.000 Briefen an Haushalte von Menschen über 65 Jahren warnt der selbst 66-Jährige vor einem Wahlerfolg der AfD. Die Aktion finanziert die Organisation Campact mithilfe von Spenden.

In seinen Schreiben hebt Wagner hervor, dass Björn Höcke, AfD-Landesparteichef in Thüringen, eine »erinnerungspolitische Wende um 180 Grad« fordert. Höckes Parolen sieht er als Versuch, die NS-Sprache wieder salonfähig zu machen. Dagegen startete Wagner ebenfalls vergangene Woche ein Forschungsprojekt über Geschichtsrevisionismus, das rechtsextreme Lügen kontern will.

Wegen seiner Kämpfe gegen den Faschismus erhält Wagner seit Jahren Drohungen, die von ihm geleiteten Einrichtungen werden beschmiert, Gedenkbäume für die im Nationalsozialismus Ermordeten abgeholzt. Am Montag wurde eine Todesmarsch-Stele mit Wagners Konterfei beklebt. Weiteres Ungemach droht nach dem 1. September, denn Thüringer Gedenkstätten werden zur Hälfte aus Landesmitteln finanziert. Die AfD könnte diese Förderung versiegen lassen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!