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Meyer-Werft vor Verstaatlichung
Bund und Niedersachsen planen Einstieg und Milliardengarantien
Der Bund und das Land Niedersachsen steigen bei der Meyer-Werft in Papenburg ein. Kanzler Olaf Scholz reiste am Donnerstagnachmittag in den Nordwesten Niedersachsens, um den Beschäftigten persönlich die Nachricht zu übermitteln. »Eines kann ich heute klar zusagen: Der Bund trägt seinen Teil der Lösung bei«, sagte der SPD-Politiker bei einer Betriebsversammlung. »Die Meyer Werft ist ein Trumpf, den wir nicht aufgeben dürfen und den wir nicht aufgeben werden.«
Geplant ist offenbar eine zeitlich befristete Beteiligung des Staates, zudem soll die öffentliche Hand das Eigenkapital des Schiffbauers um 400 Millionen Euro erhöhen sowie Garantien für Bürgschaften übernehmen. Es geht um mehr als 3000 direkte Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region. Die Zeit drängt, denn Mitte September droht der Werft das Geld auszugehen. Bis 2027 benötigt das Unternehmen fast 2,8 Milliarden Euro.
Indes verzeichnet das Unternehmen gut gefüllte Auftragsbücher. Derzeit wird an Plattformen für Konverter gearbeitet, mit denen auf der Nordsee erzeugter Windstrom auf das Land geleitet werden soll. Vor wenigen Tagen wurde der größte Auftrag der Firmengeschichte über vier Kreuzfahrtschiffe mit dem US-Konzern Disney abgeschlossen. Das Problem: Der Bau der Meeresriesen muss zu 80 Prozent vorfinanziert werden. Und da Meyer während der Corona-Pandemie in die roten Zahlen gerutscht war, ist aus Sicht der Banken die Kreditwürdigkeit nicht mehr gegeben.
Das Land hatte bereits viel Geld zugeschossen. Ein Sanierungsplan sieht den Abbau von 340 Stellen bis 2028 vor. Zu klären sind noch Details des staatlichen Einstiegs. Dazu zählen die Umsiedlung der Holdinggesellschaft aus dem Steuerparadies Luxemburg zurück nach Papenburg und die Organisation eines Konzernbetriebsrats bei dem bisherigen Familienunternehmen. Auch müssen Bundes- und Landtag den Staatshilfen ebenso noch zustimmen wie die EU-Kommission. Mit Agenturen
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