Ukraine-Krieg: Kiew setzt fliegende Brandwaffen ein

Thermit-Mischung wird über russischen Stellungen abgeworfen

Die »Drachen-Drohnen« versprühen eine Mischung aus Eisenoxid und Aluminium.
Die »Drachen-Drohnen« versprühen eine Mischung aus Eisenoxid und Aluminium.

In Bezug auf die Entwicklung und Produktion von Drohnen ist der Ukraine-Konflikt weiterhin ein Gamechanger. Nun taucht im militärischen Arsenal mit den sogenannten Drachen-Drohnen eine neue, beunruhigende Waffe auf. Sie funktionieren wie Flammenwerfer und sind dazu mit einer hochbrisanten Thermit-Mischung ausgestattet, einer Mischung aus Eisenoxid und Aluminium. Darüber berichten seit einigen Tagen Militärblogger*innen in sozialen Medien und zuletzt das US-Magazin CNN.

Aufnahmen zeigen die Drohnen im Einsatz in der Region Charkiw, dabei fliegen diese in geringer Höhe. Kurz bevor das Ziel erreicht wird, wird die chemische Reaktion per Fernsteuerung ausgelöst. Die resultierende Hitze von etwa 2500 Grad Celsius ist so intensiv, dass sie selbst Eisen in Sekundenschnelle durchdringen kann. In den Videos wird die brennende Fracht offenbar über russischen Stellungen versprüht, Bäume stehen anschließend in Flammen, Berichten zufolge wurden auch – teils gepanzerte – Militärfahrzeuge zerstört.

Die fliegenden Thermit-Waffen können Verbrennungen verursachen, die weit über jene hinausgehen die herkömmliche Waffen hinterlassen. Damit ähneln sie Substanzen wie Napalm und weißem Phosphor, die seit dem Ersten Weltkrieg eingesetzt werden. Zwar ist dies nach internationalem Recht gegen militärische Ziele nicht verboten, solange Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz von Zivilisten getroffen werden, jedoch bleibt ihre Verwendung höchst umstritten.

Die technologische Innovation belegt die Fähigkeit der ukrainischen Streitkräfte, unter extremem Druck Lösungen zu entwickeln und einzusetzen. Dies zeigt sich besonders bei unbemannten Systemen: Nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Ukraine die Produktion von Drohnen als wichtiges Mittel zur Kriegsführung ausbauen. Allein für 2024 seien »bereits eine Million Drohnen bei unseren Herstellern in Auftrag gegeben worden«, sagte Selenskyj vor einigen Wochen.

Die Brandwaffen werfen aber auch ernsthafte ethische und völkerrechtliche Fragen auf, darüber berichten die Verfasser des Artikels bei CNN. Experten warnen, dass der Einsatz solcher Waffen die Intensität und Brutalität des Konflikts weiter anfachen könnte und die »Drachen-Drohnen« demnach das Völkerrecht verletzen. Die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die Zivilbevölkerung in den betroffenen Gebieten sind ebenfalls Grund zur Sorge.

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Neben den »Drachen-Drohnen« setzen die ukrainischen Streitkräfte vermehrt kleine Quadrokopter ein, um russische Drohnen mit festen Flügeln abzufangen. Bei den dadurch zum Absturz gebrachten System handelt es sich um Aufklärungs- oder Kamikazedrohnen. Für größere Reichweiten entwickelt das ukrainische Militär Starrflügler-Drohnen, die mehrere Kilometer hoch fliegen können. Zukünftige unbemannte Abfanggsysteme sollen bis zu 500 Kilometer zurücklegen können.

Das russische Militär reagiert auf die Entwicklung, indem die eigenen Drohnen mit Kameras am Heck ausgerüstet werden, die Angriffe von hinten erkennen sollen.

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