Beetlejuice: Auf Krawall begeistert

Tim Burton setzt seinen Filmklassiker »Beetlejuice« nach 36 Jahren adäquat fort

  • Florian Schmid
  • Lesedauer: 4 Min.
Willem Dafoe (r.) haut als Polizeichef im Totenreich einen Kalauer nach dem anderen raus.
Willem Dafoe (r.) haut als Polizeichef im Totenreich einen Kalauer nach dem anderen raus.

Für viele Fans dürfte mit Tim Burtons Fortsetzung des 80er-Jahre-Filmklassikers »Beetlejuice« (1988) fast so etwas wie ein Traum in Erfüllung gehen. Für den damals jungen Regisseur bedeutete die krawallige Geisterkomödie jedenfalls den Durchbruch in seiner steilen Karriere als Filmemacher für seine ganz eigene Art des schrillen Gothic-Pop. Er selbst wollte schon bald einen zweiten Teil des Erfolgsfilms drehen, es dauerte dann aber doch ganze 36 Jahre, bis mit »Beetlejuice, Beetlejuice« im beschaulichen Ort Winter River erneut der Titel gebende Poltergeist (wieder dargestellt von Michael Keaton) vom Reich der Toten aus jede Menge Chaos stiftet. Burton schreibt sein popkulturelles Schauermärchen trotz der dazwischenliegenden Jahrzehnte gefühlt fast nahtlos fort. Dies gelingt unter anderem dadurch, dass viele der damaligen Schauspieler erneut mitmachen. Neben Michael Keaton ist das Winona Ryder, damals die junge und stets ein wenig verunsicherte Lydia, die mittlerweile eine eigene Fernsehshow als Geisterbeschwörungs-Promi hat. Ihre Tochter Astrid (Jenna Ortega, mit der Tim Burton zuletzt großen Erfolg mit der Netflix-Serie »Wednesday« hatte), spielt den renitenten Teenager, der nicht an Geister glaubt. Und Lydias Mutter Delia Deetz (Catherine O’Hara) ist als nervige Künstlerin auch wieder mit von der Partie.

Die Handlung setzt ein, als Delia nach dem Tod ihres Ehemannes mit Tochter Lydia, deren schleimigem Lebensgefährten und TV-Manager Rory (Justin Theroux) sowie Enkelin Astrid von New York nach Winter River zu ihrem beschaulichen und ein wenig unheimlichen Haus auf dem Hügel fährt, in dem die Spuk-Geschichte des ersten Teils ihren Anfang nahm. Wieder geht es um Generationenkonflikte und um die Ignoranz gegenüber den Geistern Verstorbener, die Astrid als Hirngespinst ihrer bescheuerten Mutter abtut. Bis sie plötzlich selbst einen jungen Mann kennenlernt, der wie sie begeistert Dostojewski liest, mit ihm zu flirten beginnt und plötzlich verdutzt feststellt, dass er tatsächlich ein Geist ist. Auch sie hat also die übernatürliche Fähigkeit, Verstorbene zu sehen, so wie ihre Mutter. Wobei hier dann doch ein gewaltiger Unterschied zum Film von 1988 besteht. Hatte sich die junge, stets verunsicherte Lydia vor über 30 Jahren zu Geistern hingezogen gefühlt, ist die taffe Astrid knallharte Pragmatikerin, die dann aber auch furchtlos mit den Geistern interagiert, als sie von deren Existenz erfährt. Statt einer schüchternen Teenagerin, die im Film von 1988 langsam lernt, ihre Wünsche zu formulieren und sich durchzusetzen, wartet der neue Film mit einer vor Selbstbewusstsein strotzenden jungen Frau auf.

Das liegt ganz im Trend der heutigen Filmproduktionen, die mit einem schüchternen Teenager à la Lydia beziehungsweise Winona Ryder von 1988 kaum eine zeitgemäße, überzeugende Story erzählen würden. Astrid ist die einzig rationale Figur in der Slapstick-Komödie »Beetlejuice, Beetlejuice«. Um sie herum gibt es jede Menge durchgeknallter Charaktere, etwa Danny DeVito in einer Nebenrolle als Hausmeister im Totenreich oder Monica Bellucci als Ex-Frau von Beetlejuice, die mordend durch die Gegend läuft und dem Titel gebenden Anti-Helden auch gleich noch eine ganze Vorgeschichte verpasst, die bis ins italienische Mittelalter zurückreicht. Und Willem Dafoe darf als Polizeichef im Totenreich einen platten Kalauer nach dem anderen raushauen. Das Ganze funktioniert trotzdem überraschend gut als unterhaltsame Komödie, die tricktechnisch das Original von 1988 natürlich weit hinter sich lässt. Die tragische Geschichte vom Flugzeugabsturz des Vaters von Lydia wird sogar als eigenständige Story mit kleinen animierten Puppen erzählt.

Natürlich fehlt auch nicht der alles verschlingende, im Grunde etwas lächerlich wirkende, schwarz-weiß gestreifte Sandwurm, der sich von der Wüste eines Saturnmonds bis ins Totenreich gräbt. Es gibt aber auch eine ganze Schar Influencer, die filmend, mit verzerrten Gesichtern von ihren Handys verschluckt werden. »Beetlejuice, Beetlejuice« ist eben auch eine Satire auf die heute so beliebte Horrorsparte. Fürchten oder ernsthaft gruseln muss sich hier niemand. Die groteske Mischung wird mit jeder Menge Musik von den Bee Gees bis zu knalligem Soul und großen Tanzszenen im Stil eines Musicals umgesetzt. Die zwangsläufige Hochzeit von Beetlejuice und Lydia, die natürlich wieder nicht zu einer Eheschließung führt, ist als breit angelegter Schlussakkord ein wilder und beeindruckender Ritt durch die fantastische Bilderwelt von Tim Burton mit einer riesigen zerfließenden Torte, einem durchgeknallten Poltergeist, der sich die Realität zurechtbiegt und einer Geisterwelt, die wieder komplett aus den Fugen gerät.

»Beetlejuice, Beetlejuice«, USA 2024. Regie: Tim Burton; Buch: Alfred Gough, Miles Millar, Seth Grahame-Smith. Mit: Michael Keaton, Winona Ryder, Catherine O’Hara, Justin Theroux, Monica Bellucci, Jenna Ortega, Willem Dafoe. 105 Min. Jetzt im Kino.

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