Fox News: Ein Frankenstein der Propaganda

Hinter dem Aufstieg von Donald Trump in der US-Politik steckt der Medienmogul Rupert Murdoch

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 4 Min.
Rupert Murdochs Krawallsender Fox und die Wahrheit haben keine gute Beziehung zueinander
Rupert Murdochs Krawallsender Fox und die Wahrheit haben keine gute Beziehung zueinander

Rodney Tiffen, emeritierter Professor für internationale Beziehungen an der University of Sydney, verglich Rupert Murdoch kürzlich mit Dr. Frankenstein aus Mary Shelleys berühmten Roman. Dieser habe wie Murdoch ein Monster erschaffen, das ein Eigenleben entwickelte, das er nicht mehr kontrollieren konnte.

Noch schlimmer, habe Murdoch sogar zwei solcher Ungeheuer losgelassen, die nun beide drohen, der US-Demokratie irreparablen Schaden zuzufügen: Zum einen das Publikum des US-Senders Fox News, das sich »nach langer Kultivierung« durch dessen »Fantasieland« weigere, Nachrichten zu glauben, die nicht seinen Vorurteilen entsprechen sowie eine von Donald Trump dominierte Republikanische Partei. Letzteres habe Murdoch zuletzt rückgängig und Trump zu einer »Unperson« machen wollen, doch da habe sich bereits gezeigt, dass dieser die Partei inzwischen wie niemand jemals zuvor dominiere.

US-Konservatismus born in Australia

Dass Murdoch großen Einfluss auf die US-Politik gewann, ist insofern erstaunlich, als der 93-Jährige nicht in den USA, sondern in Australien geboren wurde. Die Wurzeln seines Imperiums liegen im Jahr 1952, als er eine Mehrheitsbeteiligung an News Limited, dem Herausgeber einer Zeitung im australischen Adelaide, erbte. Zunächst baute er sein Imperium dann auch in Australien und später in Großbritannien auf.

Den Grundstein für seinen Erfolg in den USA legte Murdoch im Jahr 1973, als er die »San Antonio Express-News« kaufte. Ein Jahr später zog er bereits nach New York, von wo er systematisch den US-Markt eroberte – ohne jedoch seine Medien in Australien und Großbritannien aufzugeben. Dafür wurde Murdoch sogar US-Staatsbürger. Heute gehören zu dem Medienkonglomerat, das inzwischen Murdochs ebenfalls erzkonservativer Sohn Lachlan leitet, neben Fox News die Mediengruppe News Corp, aber auch das »Wall Street Journal« und die »New York Post«, australische Zeitungen wie »The Australian« oder die »Herald Sun« und britische Blätter wie »The Sun« und »The Times«.

Fox von Anfang an Propagandamaschine

»Es ist überwältigend«, sagte der frühere australische Premierminister Malcolm Turnbull im letzten Jahr im Interview mit dem Radiosender ABC Melbourne. Laut Turnbull habe es bisher keinen anderen Australier gegeben, »der weltweit so großen Einfluss hatte«. Die Murdoch-Medien seien nicht nur diejenigen, die die Realität der globalen Erwärmung geleugnet und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung verzögert hätten, mit Fox News habe Murdoch auch »ein ›Wut-tainment‹-Ökosystem in den Vereinigten Staaten geschaffen«. Dieses habe die Gesellschaft so sehr gespalten, wie dies seit dem Sezessionskrieg zwischen 1861 und 1865 nie wieder der Fall gewesen sei.

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Auch Professor Tiffen schreibt, dass Fox News nie nur ein Mainstream-Nachrichtendienst mit einem etwas konservativeren Schwerpunkt gewesen sei. »Von Anfang an war es eher eine Propagandamaschine, und dies wurde im Laufe der Jahre immer deutlicher.« Das Programm zur Hauptsendezeit habe mehr und mehr aus Kommentaren und nicht aus Nachrichtensendungen bestanden. Als Barack Obama US-Präsident wurde, erhielt Trump beispielsweise einen festen Platz im Programm »Fox and Friends«: »Kühn, dreist und niemals schüchtern«, verkündete die Promo damals und: »Der Donald macht seine Stimme jetzt jeden Montag laut und deutlich.« Hier propagierte Trump dann beispielsweise die Behauptung, dass Obama nicht in den USA geboren sei und daher nicht für das Präsidentenamt infrage käme.

Trump war süchtig nach Fox

Wie eng die Verbindungen zwischen dem Sender und dem Politiker waren, zeigte sich dann auch, als Trump die Wahl gewann. Bei der Recherche zu seinem Buch »Hoax: Donald Trump, Fox News, and the Dangerous Distortion of Truth« identifizierte der Journalist Brian Stelter 20 Personen, die zwischen 2017 und 2020 von Fox News ins Weiße Haus wechselten. Trump selbst soll an den Sendungen von Fox News wie ein Süchtiger gehangen haben. Und bei der Informationsbeschaffung verließ er sich als Präsident dann wohl auch mehr auf den Sender als auf die Briefings seiner Untergebenen.

Ins gefährliche Milieu schwenkte Fox News dann nach Trumps Wahlniederlage im Jahr 2020 um, als dieser begann, von Wahlbetrug zu sprechen. Zwar habe die Mehrheit der Hauptakteure bei Fox News und bei anderen Murdoch-Medien laut Tiffen eigentlich geglaubt, dass die Wahl fair abgelaufen sei. Murdochs »New York Post« drängte Trump anfänglich sogar, die Ergebnisse zu akzeptieren. In einem Leitartikel schrieb die Boulevardzeitung Ende Dezember 2020: »Wenn Sie darauf bestehen, Ihre letzten Tage im Amt damit zu verbringen, alles niederzubrennen, werden Sie so in Erinnerung bleiben. Nicht als Revolutionär, sondern als Anarchist, der das Streichholz hält.«

Fox News sei dabei jedoch ziemlich rasch von einem Gefühl der Krise überkommen worden, schreibt Tiffen. Die Einschaltquoten zur Hauptsendezeit seien gesunken. Bereits sechs Tage nach der Wahl, am 9. November 2020, verpflichteten Führungskräfte von Fox News den Sender laut Tiffen dazu, »Erzählungen zu verbreiten, die ihr Publikum zurücklocken würden«. Formuliert wurde dies offiziell mit einem positiven Spin: Man wolle das Publikum »respektieren«. Gemeint war damit, man wolle Trumps Behauptungen des Wahlbetrugs Glauben schenken. Laut der NGO Media Matters for America stellte Fox News die Wahlergebnisse innerhalb von zwei Wochen dann 774-mal infrage.

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