Fed zieht die Notbremse

Die überraschende, aber erklärbare Zinswende der US-Notenbank

Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell

Unverhofft kommt nicht oft vor bei den großen Zentralbanken, schließlich kommunizieren deren Spitzen ihre geldpolitischen Absichten lange im voraus. Dass die US-amerikanische Notenbank Fed nun ihren Leitzins erstmals seit 2020 senken und damit der Europäischen Zentralbank (EZB) endlich folgen würde, war zwar erwartet worden. Doch dass Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen gleich um 0,5 Prozentpunkte senken würde, hat die meisten Beobachter überrascht. Zumal die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten gerade erst auf 2,5 Prozent zurückgegangen war, was dem Ziel der Fed nahekommt. Aktuelle Daten, die eine Abkühlung am US-Arbeitsmarkt befürchten ließen, dürften letztlich den Ausschlag gegeben haben. Anders als die EZB mit ihrem Inflationsziel schaut die Fed auch auf Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum.

Dass Powell gleich den großen Schritt wagt, hat einerseits internationale Implikationen. Die Fed ist weiter die wichtigste Institution für die globale Geldpolitik, und die Weltwirtschaft hat lange unter sehr hohen Zinssätzen gelitten, mit der fast alle Zentralbanken auf die Inflation reagierten. Da der Zins, also der Preis für Geld und Kredit, zentrale Bedeutung für Unternehmen und ihre Investitionen in die Zukunft hat, kostete die Hochzinspolitik viel Zeit. Andererseits will die parteipolitisch neutrale Fed vor allem verhindern, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutscht und die Arbeitslosigkeit starkt steigt, was den Ausgang der Präsidentenwahl mitentscheiden könnte. Dies hat wohl den Auschlag gegeben, dass die Fed zu diesem Zeitpunkt die Notbremse zog.

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