Digitaler Polizeikessel

Matthias Monroy zu Speicherungen bei Polizei und Diensten

Bis vor einem Jahr galt der »Hamburger Kessel« als die größte Massenfestnahme in der Bundesrepublik. Anders als in Leipzig wurden damals die verantwortlichen Polizeiführer verfolgt.
Bis vor einem Jahr galt der »Hamburger Kessel« als die größte Massenfestnahme in der Bundesrepublik. Anders als in Leipzig wurden damals die verantwortlichen Polizeiführer verfolgt.

Deutsche Polizeibehörden führen Hunderte Dateien mit unüberschaubar vielen Personen. Flaggschiff ist das INPOL-System mit Fingerabdrücken und Gesichtsbildern von vier Millionen Menschen. Problematisch sind neben Datenbanken zu »Gefährdern« auch »personengebundene Hinweise«, in denen Etiketten wie »Ansteckungsgefahr«, »Betäubungsmittelkonsument« oder »Straftäter« mit einer politischen Ausrichtung vergeben werden. Mit dem NADIS-System haben Geheimdienste eine ähnliche Sammlung aufgebaut.

Die automatisierte Rasterung dieser Daten greift stark in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ein, wie das Bundesverfassungsgericht mehrfach betonte. Dass auch Betroffene des Polizeieinsatzes anläßlich des Antifa-Ost-Urteils am »Tag X« in dieses Raster geraten, ist doppelt grundrechtswidrig. Dieser Leipziger Kessel von 2023 verstieß eklatant gegen die Versammlungsfreiheit. Daraus gewonnene Daten sollten gelöscht und stattdessen – wie beim Hamburger Kessel 1986 – die Polizeiführer zur Rechenschaft gezogen werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.