Lidia Thorpe: Ganz undiplomatisch

Die australische Aborigines-Politikerin Lidia Thorpe sorgt für Eklat beim Empfang für King Charles

  • Thomas Berger, Melbourne
  • Lesedauer: 2 Min.
Aborigines – Lidia Thorpe: Ganz undiplomatisch

Festempfang für das britische Königspaar am Montag im Parlament von Canberra, unter den Gästen Premier Antony Albanese und Oppositionschef Peter Dutton. Dann der Eklat: »Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!«, schrie Lidia Thorpe in Richtung von Charles III. Die Senatorin hatte sich schon bei der Nationalhymne abgewandt, nun schleuderte sie dem Staatsoberhaupt aus dem fernen London entgegen: »Sie haben Genozid an unserem Volk verübt. Geben Sie uns unser Land zurück, geben Sie uns zurück, was Sie unserem Volk gestohlen haben!«

Die 51-jährige Politikerin, die von Sicherheitskräften hinaus eskortiert wurde, ist eine Vorkämpferin für die Rechte der Aborigines, selbst den Völkern der Gunnai, Gunditjmara und Djab Wurrung zugehörig. Sie wuchs in einer Plattenbausiedlung in Melbourne auf, wurde mit 17 erstmals schwanger und alleinerziehende Mutter. Etwas »rebellisch« war sie schon immer. Seit ihrer späten Jugend engagiert sie sich für die Rechte von Indigenen. Einen Namen machte sie sich als unbequeme Stimme der Blak Souvereign Movement, die einen Grundsatzvertrag zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den First Nations, also den Indigenen fordert – was sie gegenüber Charles wiederholte.

2017 zog sie für die Grünen als erste Aborigines-Frau ins Regionalparlament von Victoria ein, 2020 schaffte sie es – erneut ein Novum – in den australischen Senat, wo sie Sprecherin der Partei für First Nations und später Vizefraktionschefin wurde. Anfang 2023 verließ sie die Grünen wegen Divergenzen beim Referendum. Bei der gescheiterten Abstimmung vor einem Jahr ging es um ein Gremium, welches das Parlament in Aborigines-Belangen beraten sollte.

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