»Es sollten keine Mittel in fossile Energieprojekte fließen«

Umweltaktivist Naish Gaven über den Widerstand gegen neue Gasvorhaben in der australischen Provinz Northern Territory

  • Interview: Thomas Berger, Durban
  • Lesedauer: 3 Min.
Protest gegen neue fossile Projekte im Hafen von Newcastle
Protest gegen neue fossile Projekte im Hafen von Newcastle

Ihre Organisation Environment Centre NT (ECNT) kämpft gegen drei fossile Projekte im dünn besiedelten, aber flächenmäßig riesigen Northern Territory im Norden Australiens. Worum geht es dabei?

Grundsätzlich geht es uns um das Ziel, im Northern Territory komplett den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern zu schaffen. Diesbezüglich gehen alle drei Vorhaben in die verkehrte Richtung. Beim Barossa-Projekt will der Konzern Santos ein Gasfeld 250 Kilometer vor der Küste nördlich Darwins erschließen. Derzeit wartet man noch auf die finale Genehmigung. Wir sind sehr besorgt, denn sollte die kommen, würde das den CO2-Ausstoß Australiens erheblich steigern. Außerdem ist im Baetaloo-Basin im Landesinneren Fracking vorgesehen, und dies ist generell eine höchst umstrittene Technologie. Sollte schließlich der Middle-Arm-Ausbau im Hafen von Darwin mit den dort geplanten LNG-Anlagen kommen, würde das mit den entstehenden Möglichkeiten eher noch die Nachfrage nach Gas steigern.

Interview

Naish Gaven ist Strategieentwickler im Themenbereich Gas- und Bergbauindustrie der renommierten Umweltorganisation Environment Centre NT (ECNT). Diese ist 1983 zunächst aus dem Widerstand gegen den Uranabbau im Gebiet des Kakadu-Nationalparks entstanden und setzt sich für Natur- und Klimaschutz im Norden Australiens ein. Mit Gaven sprach in Darwin Thomas Berger.

Der Hafenausbau, an dem die Regierung mit 1,5 Milliarden Australischen Dollar (etwa 2,3 Milliarden Euro) beteiligt wäre, wird von der Politik als nachhaltiges Projekt beworben. Warum ist das falsch?

Weil auf 1500 Hektar Fläche vor allem erweiterte Anlagen zum Transport von verflüssigtem Erdgas (LNG) und für die petrochemische Industrie geplant sind. Und das in der Nähe zu einem Wohngebiet, was nebenbei das Risiko für Leukämie und Lungenkrankheiten steigern würde. Vor allem aber besteht die Gefahr, dass mit diesen Installationen der gegenwärtige CO2-Ausstoß des Northern Territory gleich um 75 Prozent steigen könnte, statt zu sinken. Wie die Umweltprüfung durch nationale und regionale Behörden ausgeht, ist noch nicht endgültig klar. Es wird aber in der Außendarstellung Greenwashing betrieben, denn wir wissen ja, was in den Dokumenten steht. Wir sind dafür, dass keine staatlichen Mittel in fossile Energieprojekte fließen. Mit einem Wegbrechen der öffentlichen Investitionen wäre die Gesamtfinanzierung deutlich schwieriger. Auch das Argument mit vielen neuen Jobs lässt sich widerlegen. Die Gasindustrie ist nicht sonderlich arbeitskräfteintensiv. Das Geld wäre sicher anderweitig besser angelegt.

Das ebenfalls mehrere Milliarden Dollar schwere Barossa-Projekt soll im dritten Quartal 2025 mit der Förderung starten. ECNT stuft es als »besonders schmutzig« ein. Warum?

Das bezieht sich auf den besonders hohen CO2-Anteil des dortigen Gases von 18 Prozent. Zwölf Prozent würden gleich offshore in die Atmosphäre freigesetzt. Noch aber laufen Klagen gegen die Pipeline, die über die vorgelagerten Tiwi Islands bis an die Festland-Küste führen soll.

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Nach einem ersten Gerichtsurteil vor zwei Jahren herrschte zunächst Jubel unter der dortigen indigenen Inselbevölkerung. Damit war es nach einem zweiten, negativen Urteil im Januar 2024 vorbei. Welche Chancen gibt es noch, das Vorhaben zu stoppen?

Wir geben die Hoffnung nicht auf. Noch ist der Förder- und Umweltplan nicht final genehmigt. Insgesamt sind die absehbaren Klima-Folgen einer Ausbeutung in keiner Weise zu rechtfertigen.

Wie ist der Stand der Dinge beim Projekt von Tamboran Resources im Baetaloo-Basin, einem dünn besiedelten Gebiet rund 500 Kilometer südlich von Darwin, zwischen den Kleinstädten Katherine und Tennant Creek?

Es gibt dort bisher eine Erkundungsgenehmigung, auf deren Basis die Firma derzeit agiert. Darüber hinaus ist noch einiges in der Schwebe. Die geplante Gasförderung mittels Frackingverfahren wäre nicht nur aus klimapolitischer Sicht desaströs. Wir sind darüber hinaus auch in großer Sorge wegen der extremen Risiken für den Wasserhaushalt in einer Region, wo ohnehin Wasser knapp ist. Ausreichende Versorgung ist für Menschen und Landwirtschaft im gesamten Northern Territory ein sehr heikles Thema, das sich mit dem Projekt massiv zuzuspitzen droht.

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