Endlich richtig: Pixies

Schöne Lieder über Gruselthemen: »The Night The Zombies Came«, das neue Album der Pixies

  • Jens Buchholz
  • Lesedauer: 3 Min.
Geht jetzt auch mal auf seine Mitmusiker*innen zu: Black Francis alias Charles Thompson
Geht jetzt auch mal auf seine Mitmusiker*innen zu: Black Francis alias Charles Thompson

Das neue Pixies-Album »The Night the Zombies Came« ist da. Und es ist gut. Charles Thompson oder Black Francis beziehungsweise Frank Black hat ziemlich lange gebraucht, um zu merken, dass er kein junger, wilder und innovativer Indie-Rockmusiker mehr ist. So richtig groß war seine Band ohnehin nie. Außer in Großbritannien, da mochte man die schräge Rockmusik aus Boston.

1989 kamen sie mit ihrem zweiten Album »Doolittle« erstmals in die Album Top Ten auf der Insel. In den USA blieben sie eher ein Insidertipp. Besonders schwierig dürfte es für den eher ehrgeizigen Thompson gewesen sein, dass er zwar die Songs schrieb, Gitarre spielte und sang, der Star der Band aber die charismatische Bassistin Kim Deal war. 1991 fiel die Band nach dem vierten Album auseinander. Thompson startete als »Frank Black« euphorisch in eine Solokarriere, die jedoch Mitte der 90er Jahre immer mehr ins Stocken geriet. Kim Deal gründete die Band Breeders. Nach anfänglichen Erfolgen versumpfte auch ihre Karriere zusehends.

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Aber die Pixies bekamen zwei Geschenke vom Schicksal. Das erste war, als Kurt Cobain behauptete, er habe versucht ein Pixies-Lied zu schreiben, und dabei »Smells like Teen Spirit« fabriziert. Das zweite war David Finchers Film »Fight Club«, der den Pixies Jahre nach ihrem Ende ihren zweiten Karrierehöhepunkt bescherte. Der vorher weitgehend unbekannte Song »Where is my mind?« veredelte dessen Finale, als wäre der Film nur für diesen Song gedreht worden.

Ohne diesen Film hätte kein Hahn mehr nach den Pixies gekräht, aber jetzt schwollen die Tantiemen zu einem breiten Geldstrom an. Trotzdem dauerte es fünf Jahre, ehe Deal und Thompson sich durchringen konnten, dieses Geschenk anzunehmen und wieder zusammen zu touren. Die Spannungen zwischen den beiden waren keineswegs ausgeräumt, denn Deal beanspruchte wegen ihrer anhaltenden Popularität, mit Thompson als Bandchefin gleichgestellt zu werden. 2013 verließ sie frustriert die Band und wurde ohne Weiteres durch Kim Shattuck ersetzt. 2014 erschien mit dem ziemlich rumpeligen Album »Indie Cindy« erstes neues Material der Band seit 1991. Die Songs darauf waren eine künstlerisch eher lieblos hingerotzte Verweigerungsgeste. Shattuck wurde relativ schnell durch die Bassistin Paz Lenchantin ersetzt.

Erst jetzt wurde aus einer Chaostruppe egozentrischer Profilneurotiker eine richtige Band, die keine sympathisch-amateurhafte Rumpelmusik mehr spielte, sondern einen ganz eigenen Sound entwickelte. Joey Santiagos heulender Sologitarre wurde endlich der Platz im Bandsound gewährt, der ihr schon immer zugestanden hätte. Lenchantin, eine virtuose, klassisch ausgebildete Bassistin, versuchte erst gar nicht, das schrammelige Gegnidel Kim Deals zu imitieren. Sie bereicherte die Songs mit komplexeren Bassfiguren. Nicht zu vergessen ist David Loverings vielschichtiges Schlagzeug. Und Charles Thompson ist zwar immer noch der unumstrittene Chef, hat sich aber für die Kompetenzen seiner Mitmusiker geöffnet. Außerdem will er kein innovativer Rocker mehr sein, sondern gutes Geld verdienen und in Ruhe zusammen mit seinen Fans alt werden.

Jetzt ist das fünfte Album seit der Wiedervereinigung, das neunte Album insgesamt erschienen. Nach »Beneath the Eyrie« (2019) ist es das beste unter den neuen Alben. Das liegt auch daran, dass die verdienstvolle Paz Lenchantin die Gruppe verlassen hat und mit Emma Richardson eine neue Frau dazugestoßen ist. Es ist aber weniger ihr Bass, der den Bandsound bereichert, sondern ihr Gesang. Bei fast allen Songs ist ihre fantastische Stimme zu hören. Kim Deals cooler Gesang hatte die ersten vier Alben der Band maßgeblich geprägt; Richardson singt völlig anders, nimmt es aber locker mit Deal auf. Vor allem in »Hypnotised« und »Mercy me« kommt Richardsons Stimme wunderschön zum Einsatz. Thematisch hangelt sich das Album in alter Pixies-Tradition an Zombies, kopflosen Hühnern und anderen Gruselthemen entlang und ist auch in dieser Hinsicht gelungen.

Pixies: »The Night The Zombies Came« (Universal)

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