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Wahl von Trump: Aus feministischer Perspektive katastrophal
Die Wahl von Donald Trump wird massive Konsequenzen für Frauen und Queers haben, warnt Veronika Kracher
Der Ausgang der US-Wahl hat mich gefühlt um fünf Jahre altern lassen. Die Neuwahl von dem autoritären, megalomanischen Verbrecher Donald Trump fühlt sich diesmal schlimmer an als seine Wahl 2016, als er mithilfe misogyner Trolle ins Weiße Haus eingezogen ist. Denn diesmal wussten die Wähler*innen, was sie tun. Wen sie wählen. Was es für Folgen haben wird, sowohl auf die USA als auch auf die Welt bezogen. Weiße Frauen und lateinamerikanische Männer haben Trump gewählt, obwohl sie damit gezielt ihre eigenen Interessen verraten.
Gerade aus feministischer Perspektive ist diese Wahl katastrophal. Donald Trump ist ein verurteilter Straftäter, ein Frauenhasser, hatte eine ausgezeichnete Beziehung zu dem pädophilen Serienvergewaltiger Jeffrey Epstein. Er hat den Streamer Nick Fuentes empfangen und damit einen Incel, christlichen Fundamentalist und extrem Rechten, der Frauen das Wahlrecht nehmen will. Einer von Trumps prominentesten Unterstützern ist Elon Musk, der seine Zeit und Energie in die Verbreitung rechtsradikaler Verschwörungsideologien steckt, vor allem wenn sie sich gegen trans Personen richten, und der die ehemalige Plattform Twitter in einen fruchtbaren Nährboden für Desinformation und Menschenfeindlichkeit verwandelt hat.
Veronika Kracher, geboren 1990, hat Soziologie und Literatur studiert und ist seit 2015 regelmäßig als Autorin und Referentin mit den Arbeitsschwerpunkten Antifeminismus, Rechtsextremismus und Online-Radikalisierung tätig. Zudem ist sie Expertin für belastende Männer im Internet. Für »nd« schreibt sie die monatliche Kolumne »Jenseits des Patriarchats«.
Die Republikaner haben eine Mehrheit im Senat und dem Repräsentantenhaus. Und diese Mehrheit werden sie sicher nutzen, um marginalisierten Menschen das Leben zur Hölle zu machen. Bereits 2016 gab es nach der Wahl von Trump einen drastischen Anstieg an Hassverbrechen gegen Black People, Indigenous People and People of Colour (BIPoC), Jüdinnen und Juden, Queers und eine Normalisierung von Frauenverachtung. Junge Männer – eine der größten Wählergruppen von Trump – erfahren gerade, dass Chauvinismus und das Kokettieren mit sexueller Übergriffigkeit keine Hindernisse auf dem Weg zum mächtigsten Mann des Landes sind. Im Gegenteil.
Ein Begriff schwebt wie ein Damoklesschwert über den kommenden vier Jahren: Project 2025. Trump behauptet, von dem durch den extrem konservativen Thinktank Heritage Foundation entwickelten Konzept für die Präsidentschaft keinerlei Ahnung zu haben – wie vieles, was er sagt, ist auch das eine dreiste Lüge. Bei dem Projekt handelt es sich um eine weitreichende antimoderne Agenda, mit dem Ziel, Bürger*innenrechte gegen einen weißen, christlichen Nationalismus einzutauschen.
Und wenn weißer, christlicher Nationalismus eine Sache zutiefst verabscheut, dann ist es körperliche und sexuelle Selbstbestimmung – natürlich nur die von Frauen und Queers. Dass jemand wie Trump Kinder aus mehreren Ehen hat und ein notorischer Fremdgeher ist, ist hingegen sein gottgegebenes patriarchales Recht.
Das Recht auf Abtreibung soll weiter so weit wie möglich eingeschränkt werden. Der Zugang zu Abtreibungsmedikamenten soll de facto verunmöglicht werden, der Zugang zu Abtreibungskliniken oder finanzieller Unterstützung für Abbrüche erschwert. Selbst bei Vergewaltigungen, Inzest oder lebensbedrohlichen Schwangerschaften soll die Existenz eines Zellklumpens vor das Leben und Wohlbefinden von ungewollt Schwangeren gestellt werden. Seit dem weitgehenden Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen im Juli 2022 sind bereits sechs Frauen durch Komplikationen verstorben, weil sie nicht abbrechen durften.
Des Weiteren soll progressive Sexualaufklärung an Schulen – und damit Bildung zu sowohl Schwangerschaften und Abtreibungen als auch zu queeren Geschlechtsidentitäten – verboten werden. Romane wie Margaret Atwoods »Die Geschichte der Magd«, die den patriarchalen Horror eines christlich-fundamentalistischen Amerikas beschreibt, sind bereits jetzt in konservativen Staaten wie Florida indiziert. Letztendlich soll sogar die Kriminalisierung von Lehrkräften, die zu queeren Themen sensibilisieren, ermöglicht werden.
Die Wahlen am 5. November 2024 waren für die US-Bürger wie auch den Rest der Welt eine wichtige Richtungsentscheidung. Alle Texte des »nd« über die Stimmung und Probleme im Land, über Kandidaten und ihre Visionen sowie über den Ausgang der US-Wahl finden Sie hier.
Queeren Menschen und gerade trans Personen sind eines der primären Feindbilder im konservativen Kulturkampf. Gesetze zum Schutz vor geschlechtlicher Diskriminierung dürften abgeschafft werden, genauso wie der Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Das Project 2025 thematisiert einen Kampf gegen Pornografie – dies ist jedoch eine Chiffre für den Kampf gegen Drag und Transgeschlechtlichkeit, die in rechten Kreisen als inhärent sexuell und pornografisch begriffen werden. Hetero-Männer, die weiterhin zu Vergewaltigungsfilmen masturbieren wollen, können sich wahrscheinlich auf der sicheren Seite wähnen.
Das Ziel ist es, queere Sichtbarkeit und Existenz grundlegend zu eliminieren. Wenn die LGBTIQ-Community von einem Krieg mit Vernichtungsabsicht spricht, ist das keine Panikmache, sondern die bittere Realität.
Lesen Sie auch: In der US-amerikanischen Rechten spielt Antifeminismus eine wichtige Rolle. Pekka Kolehmainen forscht über Sprache und Akteure dieses Kulturkampfs.
Rechte Akteure weltweit fühlen sich bereits jetzt von dem Wahlsieg Trumps beflügelt – auch in Deutschland. Sie erfreuen sich an der Verzweiflung von Linken, zelebrieren den kommenden autoritären Block und sind berauscht von ihrem eigenen Hass.
Es werden vier harte Jahre, mindestens. Aber gerade deswegen ist es umso wichtiger, den Kampfeswillen und die Hoffnung nicht zu verlieren. Eine Freundin schrieb mir, »Hoffnungslosigkeit ist natürlich auch ein Werkzeug der Rechten« – und sie hat recht. Das beste Mittel gegen Hoffnungslosigkeit ist Solidarität.
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