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Rassistische Schlagseite
Nach den Ausschreitungen in Amsterdam fühlen sich niederländische Muslime an den Pranger gestellt
Der Umgang mit den Ausschreitungen vom vergangenen Donnerstag in Amsterdam demonstriert, wie vorschnelle und schlecht recherchierte Medienberichte Schaden anrichten. Während sich die Meldungen direkt nach dem Spiel von Ajax gegen Maccabi Tel Aviv rasend schnell international verbreiteten, kommt die Aufarbeitung von Fehlern durch die hiesigen Medien nur langsam in Gang. Auch die polizeilichen Ermittlungen zu den Vorfällen nach dem Fußballspiel, die als antisemitisch motivierte Gewaltorgie Schlagzeilen gemacht haben, sind noch nicht abgeschlossen.
Bereits am Freitag hatte die antirassistische, feministische Partei BIJ1 die Öffentlichkeit alarmiert: »In den letzten Tagen haben uns die Gewalt und der Rassismus, die unsere Stadt erschütterten, zutiefst beunruhigt. Amsterdamer arabischer Herkunft und diejenigen, die sich mit der palästinensischen Sache solidarisch zeigen, wurden bedroht und kriminalisiert. Wir sind überrascht über das einseitige Vorgehen des Dreiecks und von Bürgermeisterin Halsema. Wo sie zu Recht die jüdische Gemeinschaft unterstützt, wird die Sicherheit der Palästinenser in Amsterdam vernachlässigt.« Mit dem Ausdruck Dreieck wird in Amsterdem die Bürgermeisterin, die Polizei und die Staatsanwaltschaft bezeichnet.
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Weiter heißt es in der Stellungnahme: »Amsterdam verdient eine politische Leitung, die ehrlich und neutral auftritt und alle Amsterdamer beschützt. Wir fordern ein Amsterdam, das sich nicht von einseitigen Belangen leiten lässt, sondern sich wirklich einsetzt für eine sichere und inklusive Stadt für alle.«
Ein Vertreter der Dachorganisation regionaler Moscheen K7 kritisierte im Gespräch mit dem Sender RTL am Samstag, dass sowohl in den Medien als auch von der Politik mit zweierlei Maß gemessen werde. Das muslimische Kollektiv Speak meldete sich in den sozialen Medien zu Wort: »Das Schweigen der Amsterdamer Bürgermeisterin ist ohrenbetäubend. Dieses Schweigen gibt uns das Gefühl, dass wir kein Recht auf Schutz haben, und dass wir keine Amsterdamer oder Niederländer sind.«
»Wir werden von der Politik als Terroristen abgestempelt«, erklärte Anass Koudiss von der Organisation Meld Islamofobie, einer Meldestelle für antimuslimische Übergriffe, gegenüber dem Magazin »One World«. Schon vor dem Spiel zwischen Ajax und Maccabi Tel Aviv habe man mehr Anzeigen als üblich erhalten, man müsse mit einer weiteren Zunahme rechnen.
Einige Medien publizierten bereits am Wochenende der vorherigen einseitigen Berichterstattung entgegenstehende Beiträge. Die durch die sozialdemokratische Vergangenheit des Mediums als links eingestufte Tageszeitung »Het Parool« brachte am Samstagabend einen Artikel mit dem Titel: Bilder des harten Kerns von Maccabi, der das Auftreten der Rassisten schilderte: »Sie traten gegen unsere Tür und versuchten, in unser Haus einzudringen.«
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk BNNVara veröffentlichte am Montagvormittag einen Bericht unter der Schlagzeile »Rechtsextreme Koalition nutzt Ausschreitungen der Maccabi-Hooligans, um Hass gegen Muslime zu schüren«. Weitere niederländische Medien, darunter NRC und NU.nl, ergänzten ihre Berichte vom Wochenende um Meldungen zu den Ausschreitungen der Anhänger von Maccabi Tel Aviv.
Allerdings wird von den Spitzen der niederländischen Politik weiter auf der Grundlage jener Narrative diskutiert, die unmittelbar nach den Ausschreitungen etabliert worden sind. Bereits vor Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung am Montag brachten Minister das »Integrationsproblem« als dringendes Anliegen zur Sprache. Etliche Politiker von Regierungsparteien wie der Opposition argumentieren ebenso. Integrations-Staatssekretär Jurgen Nobel von der konservativen VVD zeigte sich tief besorgt, weil sich angeblich »ein großer Teil der islamischen Jugend nicht an die niederländischen Normen und Werte« halte.
Frans Timmermans von der sozialdemokratischen PvdA, Vorsitzender ihrer gemeinsamen Fraktion mit den Grünen, erklärte dazu: »Sobald alle Fakten auf dem Tisch liegen, will ich darüber gerne mit dem Kabinett ein Gespräch führen, um gemeinsam daraus zu lernen.« Eine Politik, die die Schuld für die Exzesse in der Donnerstagnacht auf niederländische Muslime schiebe, so Timmermans, trage nicht zu einer Lösung bei, sondern verstärke das Problem nur.
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