Warum ist mein Akku im Telefon ständig leer?

Christian Klemm sprach mit Steffen Schmidt über sein neues Mobiltelefon

Lithium-Ionen-Akkus – Warum ist mein Akku im Telefon ständig leer?

Ich habe kürzlich mein Telefon versehentlich geschrottet und dann ein älteres Gerät meines Vaters übernommen. Sehr schnell ist mir aufgefallen, dass die Akku-Leistung bei dem Gerät verhältnismäßig niedrig ist. Wieso verliert ein Akku an Speichervermögen?

Akkus sind genauso wie Batterien mit verschiedenen chemischen Substanzen gefüllt, die miteinander reagieren. Die heutzutage in den Telefonen in der Regel verbauten sind Lithium-Ionen-Akkus. Darin enthalten sind Lithium-Atome, denen man das äußerste Elektron weggenommen hat, die deswegen elektrisch geladen sind und als Ladungsträger funktionieren. Wenn das Gerät schon eine Weile läuft und eine größere Anzahl an Lade- und Entladezyklen hinter sich hat, dann verändert sich der Akku, ein Teil des Lithiums lagert sich als Metall an und steht nicht mehr zur Verfügung. Auch die Struktur der Elektroden kann sich nachteilig ändern. Und damit nimmt dann die Speicherkapazität des Akkus eben ab.

Kann die gesunkene Leistung auch auf eine falsche Behandlung zurückgeführt werden?

Wenn du einen Akku möglichst schnell ruinieren willst, dann solltest du ihn mit 100 Prozent Ladung bei hohen Temperaturen liegen lassen. Wenn du ihm aber ein möglichst langes Leben gönnen möchtest, dann solltest du den Akku höchstens bis auf 25 Prozent entladen und nie voller als 80 Prozent machen. Temperaturextreme solltest du auch vermeiden.

Wenn ich die Ladung stets zwischen 25 und 80 Prozent halte, bleibt dann die Leistung meines Telefons stabil?

Die schrumpft auch dann. Nur eben langsamer. Selbst bei idealen Bedingungen hast du nach zwei oder drei Jahren Benutzung nur noch 80 Prozent. Da kannst du nichts gegen machen.

Nach Adam Riese müsste dann spätestens nach 15 Jahren die Akku-Kapazität auf null sein.

Auf null wird sie wahrscheinlich nie sinken. Allerdings wird der Akku irgendwann so schwach sein, dass sich das Telefon nicht mehr vernünftig benutzen lässt. Abgesehen davon haben alte Smartphones ein Sicherheitsproblem, weil sich irgendwann die Betriebssoftware nicht mehr aktualisieren lässt. Auch die Netztechnik ändert sich. 15 Jahre lang wirst du es wahrscheinlich schon deswegen nicht benutzen können.

Ist Lithium ein Leichtmetall, das Arbeiter unter fürchterlichen Bedingungen aus der Erde holen?

Lithium selber wird im Moment hauptsächlich aus Salzseen in Südamerika gewonnen. Bolivien und Chile zum Beispiel haben große Vorkommen. Dort sind meines Wissens die Arbeitsbedingungen nicht so verheerend wie beispielsweise im afrikanischen Bergbau. In den bolivianischen Anden ist vor allem das knappe Wasser ein Problem, denn das wird zur Gewinnung des Lithiums in Massen benötigt. Es gibt allerdings auch lithiumhaltige Erze, die bergbaulich abgebaut werden. So in Australien. Die Arbeitsbedingungen dort sind nicht viel anders als die bei uns, würde ich sagen.

Also muss ich zumindest bei Akkus kein schlechtes Gewissen haben?

Falsch gedacht! In den gängigen Batterietypen steckt auch Kobalt. Und das wird zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo in oft einstürzenden Minen abgebaut. Nicht selten von Kindern. Etwa zwei Drittel der weltweiten Förderung von Kobalt kommen von dort.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -