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Was tun bei Fieber?
Bei einer Körpertemperatur ab 41 Grad Celsius wird es für Menschen kritisch, meint nd-Wissenschaftsexperte Steffen Schmidt
Warum bekommen Kranke Fieber?
Im Regelfall ist es ein Teil der Immunreaktion auf eine Infektion. Manchmal auch auf einen Erreger, der selbst Toxine produziert, die dazu führen, dass die Körpertemperatur hochgeht. Viel häufiger ist Fieber aber ein Teil der Immunabwehr. Wenn der Körper von Viren oder Bakterien infiziert wird, dann wird eine Immunreaktion in Gang gesetzt. Und einige der Immunbotenstoffe sorgen dafür, dass die Temperatursteuerung im Gehirn zur Kenntnis nimmt, das etwas faul ist, und dann weiß: Wir müssen heizen.
Wenn meine Kinder Fieber haben, dann greife ich ihnen an den Kopf. Warum wird der Kopf besonders heiß und nicht zum Beispiel die Füße?
Die Füße sind etwas weiter weg vom Herzen; sie sind in der Regel etwas kühler. Aber der Hauptgrund ist wohl eher praktischer Art: Die Stirn liegt frei und ist leicht zu erreichen. Durch die Socken fühlst du die Temperatur nicht so gut.
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere. Christian Klemm sprach mit ihm über Fieber.
Meine Kinder hatten ab und an eine Körpertemperatur von 39 oder 40 Grad Celsius. Die Kinderärztin meinte früher zu mir, dass das nicht dramatisch ist.
Stimmt.
Bei Erwachsenen ist das etwas anderes, oder?
Bis 40 Grad ist Fieber auch für Erwachsene nicht unbedingt gefährlich. Man sollte aber aufmerksam sein, weil sich manchmal eine Sepsis im Körper entwickelt. Dabei geht das Fieber sehr schnell sehr hoch. Ist das der Fall, ab ins Krankenhaus!
Wie viel Fieber kann ein Mensch aushalten?
Bis 41 Grad etwa. Dann fängt es an problematisch zu werden. Bei 43 Grad gerinnen verschiedene Eiweiße.
Was passiert dann?
Na ja, unsere Zellen bestehen aus Eiweißen. Wenn da welche gerinnen, funktionieren die Zellen nicht mehr korrekt. Ein gekochtes Ei kann das Huhn ja auch nicht mehr ausbrüten.
Waschlappen auf die Stirn, Wadenwickel oder Fiebersäfte – was mache ich bei hohem Fieber?
Ich bin skeptisch, ob Fiebersenkung immer das Richtige bei einer Erkrankung ist. Wenn das Fieber nicht sehr hoch ist, führt Fiebersenkung statistisch eher zur Verlängerung der Krankheit als zur Verkürzung. Weil Fieber eben ein Teil der Krankheitsbekämpfung ist. Es gibt Studien, die das deutlich machen.
Man sollte also nicht das Fieber bekämpfen, sondern die Infektion.
Korrekt. Das aber ist schwierig, wenn du nicht weißt, ob ein Virus oder eine Bakterie Ursache der Erkrankung ist. Wenn es eine Bakterie ist, dann kann es unter Umständen sinnvoll sein, ein Antibiotikum zu geben. Wenn aber eine Virusinfektion vorliegt, kannst du in der Regel nicht viel machen.
Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich hatte zweimal die Grippe. Beim ersten Mal hatte ich an einem Wochenende sogar den Notarzt gerufen; ich kam praktisch nicht mehr aus dem Bett. Der sagte dann aber, er könne mir nicht helfen.
Das Gefährliche bei Virusinfektionen ist, dass manche auch Zellen in lebenswichtigen Organen, beispielsweise im Herzmuskel oder in der Lunge, schädigen können. Bei der sogenannten Spanischen Grippe in den Jahren 1918/19 betraf das vor allem die Lunge. An der Virusgrippe sterben jährliche Tausende Menschen. Deswegen ist eine Impfung sinnvoll.
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