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Eigenes Saatgut

Wie kleinbäuerliche Betriebe im Nordosten Simbabwes durch nachhaltigen Landbau unabhängig werden

  • Helen Bauerfeind, WFD
  • Lesedauer: 5 Min.
Frauen im Gutu-Distrikt in Simbabwe fördern selbstverwaltete Saatgutsysteme unter anderem durch den Tausch traditioneller Samen.
Frauen im Gutu-Distrikt in Simbabwe fördern selbstverwaltete Saatgutsysteme unter anderem durch den Tausch traditioneller Samen.

Mashonaland ist eine Provinz im Nordosten Simbabwes. Hier erwirtschaften die meisten Menschen ihre Nahrungsmittel in kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Seit einigen Jahren gibt es in diesem Gebiet immer längere Dürreperioden, Stürme und Überschwemmungen. Dadurch wird es für die Kleinbäuerinnen und -bauern noch schwerer, zum Leben ausreichende Ernten einzufahren. Hinzu kommt, dass der Staat den Einsatz hybrider Saatgutsorten subventioniert und die wirtschaftliche Unabhängigkeit der kleinbäuerlichen Betriebe beeinträchtigt oder verhindert.

Plaxedes Kaseske ist Kleinbäuerin. Sie lebt in Juru in Goromonzi, einer ländlichen Gemeinde südöstlich der Hauptstadt Harare. Heute baut sie verschiedene traditionelle Hirse- und Maissorten an, die sie schon seit Kindertagen kennt. Dazu bringt Plaxedes Kaseske ihr eigenes Saatgut aus oder verwendet Samen, die sie auf einem der regelmäßig stattfindenden Saatgutmärkte getauscht hat. Darüber ist Plaxedes sehr glücklich: »Durch die Verwendung meines eigenen Saatguts kann ich Geld sparen, das ich sonst für den Kauf von Hybridsaatgut verwendet hätte. Außerdem brauche ich keine zusätzlichen Stoffe wie synthetische Düngemittel und Chemikalien. Ich verwende mein Saatgut und bin unabhängig.«

Hybrides Saatgut führt zur Abhängigkeit

In vielen Ländern des Globalen Südens wird der Einsatz von hybriden Saatgutsorten seit Jahrzehnten staatlich gefördert. Hybridzüchtung bringt Sorten hervor, die in der ersten Generation besonders ertragreich sind, aus denen sich aber keine neuen Saaten züchten lassen. Das Saatgut muss also jedes Jahr neu beschafft werden. Hybrides Saatgut, aggressive Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel und chemische Dünger sind weitverbreitet – nicht zuletzt aufgrund staatlicher Subventionen. Das führt nicht nur zu Abhängigkeit, sondern auch dazu, dass Wasser und Böden verschmutzt und ausgelaugt werden. Es kommt immer mehr zu Konflikten innerhalb der Gemeinden, vor allem um die knappe Ressource Wasser.

Soliaktion – Teilen macht satt

Die nd.Soliaktion, die wir gemeinsam mit SODI, INKOTA und Weltfriedensdienst durchführen, ermöglicht Menschen, eine lebenswerte Zukunft selbst zu gestalten. In diesem Jahr widmet sich die Solidaritätskampagne Projekten in Südafrika, Simbabwe sowie in El Salvador und Guatemala (Berichte zu allen Projekten hier). Mit Beträgen von 43 bis 240 Euro unterstützen Sie kleinbäuerliche Familien und Gemeinschaften vor Ort, Methoden zur Anpassung an den Klimawandel zu erlernen und mit traditionellem Wissen zu verbinden, um so ein nachhaltiges Auskommen zu schaffen sowie Armut entgegenzuwirken.


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Plaxedes Kaseske ist eine Saatgutpionierin. Für viele ihrer Nachbar*innen ist die Verwendung von eigenem Saatgut hingegen nicht selbstverständlich. Restriktive Saatgutgesetze verbieten es ihnen sogar, ihr eigenes Saatgut auszusäen oder zu tauschen. »Es gibt noch viel zu tun, damit das Saatgut von allen Kleinbauern anerkannt wird«, so Kaseke.

Hier kommt unsere Partnerorganisation PELUM Zimbabwe (Participatory Ecological Land Use Management) ins Spiel. Seit ihrer Gründung 1995 unterstützt sie Kleinbäuerinnen und -bauern in Simbabwe dabei, nachhaltige Anbaumethoden umzusetzen. Dafür hat PELUM mit ihren Partnern verschiedene Programme aufgelegt. In Trainings und Workshops vermitteln sie den Menschen in der Region agrarökologische Anbaumethoden. Sie bringen bäuerliche Gemeinschaften zusammen, damit sie über die Nutzung ihrer Land- und Weideflächen gemeinsam beraten und Übernutzung vermeiden. Zudem sorgen sie dafür, dass sich degradierte und vom Klimawandel betroffene Landschaften mithilfe geplanter Beweidung regenerieren können. PELUM sucht den Kontakt zu Politik und Öffentlichkeit, um Märkte für agrarökologische Produkte zu schaffen. Und nicht zuletzt fördert PELUM selbstverwaltete Saatgutsysteme und veranstaltet Saatgutmärkte und -messen.

Nach Erfahrungen mit Extremwetterereignissen wie dem Tropensturm »Idai« im März 2019, der riesige Flächen überschwemmte und viele Getreidelager zerstörte, existieren heute zahlreiche Saatgutbanken. Hier wird das Saatgut einer Reihe von Nutzpflanzen wie Okra, Hirse, Maniok, Sorghum, Erdnüsse und Mais gelagert. Die Saatgutbanken bieten eine Art Versicherung: Wird die Ernte etwa durch eine Überschwemmung zerstört, können die Kleinbäuerinnen und -bauern der Region das gelagerte Saatgut nutzen. Oft werden dort auch traditionelle Saatgutsorten aufbewahrt, die von den hybriden Sorten verdrängt wurden und vom Aussterben bedroht waren.

Saatgutsouveränität bedeutet für die Kleinbäuerinnen und -bauern, dass sie die Kontrolle über ihr Saatgut haben – dass sie uneingeschränkten Zugang zu hochwertigem Saatgut haben und es selbst produzieren können. Und dass sie dafür nicht kriminalisiert werden. Denn große multinationale Unternehmen sind daran nicht interessiert und betreiben Lobbyarbeit, um Patente für bestimmte Pflanzensorten einzuführen.

Souveränes Saatgut macht unabhängig

Saatgutsouveränität bedeutet auch, dass Kleinbäuerinnen und -bauern mitentscheiden können über das gemeinschaftlich verwendete Saatgut – hier geht es um Verbesserung, Auslese, Quantität und Diversität. Im Ergebnis werden Sorten gewählt, die gut an die lokalen Umweltbedingungen angepasst sind: Sie sind dürretolerant und wachsen auch auf kargen Böden.

Das Zimbabwe Seed Sovereignty Programme (ZSSP; Saatgutsouveränitäts-Programm Simbabwe), das im Jahr 2014 von sieben NGOs und landwirtschaftlichen Organisationen gegründet wurde, stärkt die Saatgutproduktion und -erhaltung auf Ebene der Haushalte und Gemeinden. Es führt Aktivitäten und Workshops zu Saatgutsouveränität im ganzen Land durch.

So wie Plaxedes Kaseske betreiben mittlerweile viele Kleinbäuerinnen und -bauern in Simbabwe nachhaltige Landwirtschaft und schützen dadurch natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser und Biodiversität. Dadurch entstehen weniger Konflikte um diese Ressourcen. Indem unsere Partnerorganisation PELUM die Menschen vor Ort zusammenbringt und gemeinschaftliche Ansätze für den Ressourcenschutz entwickelt, stärkt sie Solidarität, soziale Bindungen und den sozialen Frieden.

Eine nachhaltige und gerechte Landwirtschaft trägt wesentlich zu friedlichen Bedingungen bei, deshalb unterstützt der Weltfriedensdienst e. V. die agrarökologischen Projekte von PELUM. Der Weg ist noch weit, aber die bisherigen Erfolge zeigen: Wir sind auf dem richtigen Weg! Immer mehr Kleinbäuerinnen und -bauern erkennen die vielen Vorteile und steigen auf nachhaltigen Landbau um, damit sie aus eigener Kraft der Armut entkommen. Wir können sie dabei mit Spenden unterstützen.

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