Scholz als Kanzlerkandidat: Unternehmen Phoenix

Jana Frielinghaus über die halbwegs geklärte K-Frage der SPD

Lässt dem Kanzler doch lieber den Vortritt und hofft auf Weiterverwendung im Kriegsministerium: Boris Pistorius
Lässt dem Kanzler doch lieber den Vortritt und hofft auf Weiterverwendung im Kriegsministerium: Boris Pistorius

Nun haben sie es doch noch geschafft, die Sozialdemokraten. Aber es musste erst Boris Pistorius kommen und Klarheit schaffen, indem er endlich definitiv mitteilte, er stehe als Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung. Vorher hatte er sich in Statements der letzten Tage dann doch immer noch eine Hintertür offengelassen, schließlich drängten ihn ja selbst Alt-Parteivorsitzende, seinen Hut in den Ring zu werfen.

Nun setzt die SPD also doch auf den angeschlagenen Kanzler, seinen Amtsbonus und seine vermeintliche Fähigkeit, es in aussichtslos scheinender Lage doch noch zu »machen«, wie Ralf Stegner es nennt. Der Ex-SPD-Vize unterschlägt allerdings, dass 2021 nicht die Macherqualitäten von Scholz die SPD zur stärksten Kraft werden ließen, sondern die Fehlerchen der Konkurrenz. Die sind auch jetzt Scholzens Chance, und bei einem Mitbewerber Merz ist sie zumindest existent. Dann wäre der Kanzler der Phoenix, der aus der eigenen Asche neu ersteht, und würde verschmitzt lächelnd durch die Reihen der jubelnden und beschämten Genossen schreiten.

Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich die SPD bis zur Wahl in drei Monaten von derzeit Platz 3 auf Rang 1 katapultiert, ist gering – egal, wie ihr Spitzenkandidat heißt. Und so ist es auch nicht sonderlich interessant, mit welchem Personal die SPD demnächst wieder Teil einer Großen Koalition wird, die dieses Mal von einem Basta-Politiker Merz geführt werden wird, der Taurus-Raketen gen Russland feuern, Grundrechte Geflüchteter weiter schleifen und das Bürgergeld abschaffen will. Unter Führung der SPD wurde das Feld dafür gut bereitet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -